Die Erfolgsformel des Laufens!

Der Philosoph Tom Morris hat immensen Erfolg. Kein Wunder, denn er selbst hat die Formel des Erfolgs entdeckt! Glaubt man den Quellen, dann dürfte er “der bestbezahlte Philosoph der Welt sein, wenn nicht der Weltgeschichte” (Joerg von Rutenberg). Seine Erfolgs-Formel besteht aus sieben universellen Prinzipien – und wie es der Zufall will, fangen sie alle mit C an – zumindest im Englischen: Conception, confidence, concentration, consistency, commitment, character, capacity to enjoy.
 
Wie man die Begriffe angemessen ins Deutsche überträgt, darüber kann man streiten. Ein Online-Übersetzer schlägt: “Konzeption, Selbstvertrauen, Konzentration, Beständigkeit, Engagement, Charakter, Genussfähigkeit” vor. Eigentlich nicht schlecht – wir versuchen es ganz ähnlich mit:
  1. klare Zielvorstellung
  2. Selbstvertrauen
  3. Konzentration
  4. Sturheit
  5. Leidenschaft
  6. Charakter
  7. Genussfähigkeit

Bringt das was für Läufer? Der Läufer Gregory Bassham hat die Formel (sozusagen im Selbsttest) unter die Lupe genommen und dazu einen längeren Aufsatz geschrieben: “Erfolg beim Laufen. Sieben Voraussetzungen” Der Text findet sich in dem schönen Buch “Die Philosophie des Laufens” über das der Spiegel schrieb: “Die Aufsatzsammlung ‘Die Philosophie des Laufens’ versorgt den Kopf mit Stoff für unterwegs. Sportlernahrung. Und sie sieht dabei auch noch gut aus, ganz anders als die meisten Läufer in ihrer Funktionskleidung.“ Wir haben den Aufsatz für euch gelesen und als Appetithäppchen für das Buch zusammengefasst.

Die Philosophie des Laufens: 1. klare Zielvorstellung 

Tom Morris ist ein Philosoph und von daher werden die sieben Bausteine des Erfolgs jeweils mit einschlägigen Zitaten aus der Geschichte der Philosophie garniert.

“All deine Bemühungen sollten sich auf ein Ziel konzentrieren, behalte das Ziel immer im Auge.” (Seneca)

Viele Läufer laufen einfach aus Spaß an der Sache. Ein Ziel haben, hilft auf der Spur zu bleiben, wenn es mal nicht so spaßig ist: Es ist zu kalt, Ich habe heute meine Wehwehchen, Ich muss noch was Dringendes erledigen … Wichtig ist, dass die Ziele “klar” formuliert sind, macht Gregory Bassham deutlich: “Klare, kurzfristig zu erreichende Ziele – in dieser Woche 70 Kilometer laufen, innerhalb dieses Monats an drei Wettkämpfen teilnehmen, den Sprint 500 Meter früher ansetzen – helfen uns, fokussiert zu bleiben, fordern uns heraus, besser zu werden, und lassen uns unseren Fortschritt messen.”

2. Selbstvertrauen

“Selbstvertrauen ist das erste Geheimnis des Erfolgs.” (Ralph Waldo Emerson)

Gregory Bassham erzählt dazu eine schöne Geschichte: Sie handelt von einer Frau, die es unbedingt in ein ganz bestimmtes Team schaffen wollte, aber (noch) nicht die nötigen Zeiten lief, um aufgenommen zu werden. Ihr Trainer war sich sicher, dass sie zwar das Potenzial dazu hatte. Aber er wusste, es mangelte ihr an Selbstbewusstsein.

Was tat er? Er gab ihr neue Zeitvorgaben: noch etwas anspruchsvoller als zuvor, aber dennoch realistisch. Und – ganz wichtig: er bat sie, sich ausdrücklich vorzustellen, dass sie diese Ziele erreichen würde. Sie war “natürlich” skeptisch: “Glauben Sie wirklich, dass ich so schnell laufen kann?” Der Trainer gab ihr das nötige Selbstvertrauen: “Ich glaube nicht, dass Sie es können, ich weiß es!” Wenig später lief sie ihre Bestzeit und qualifizierte sich für das Team.

3. Konzentration

“Wir sollten uns anstrengen, unseren gesamten Mut zusammennehmen, jede Ablenkung ignorieren und kämpfen, um das eine Ziel zu erreichen.” (Seneca)

Was helfen Selbstvertrauen und ein klares Ziel, wenn man dauernd vom Weg abkommt? Wichtig ist also, den Fokus nicht zu verlieren: Den Erfolg wollen viele, aber nicht alle können ganz nach oben. “Diejenigen, die es dennoch schaffen, haben ihren Laufambitionen einen extrem hohen Stellenwert eingeräumt, der für viele Außenstehende schwer nachvollziehbar sein mag. Wie auch immer, sie behalten ihr Ziel in jedem Fall im Auge.” (Gregory Bassham)

4. “Sturheit”

„Wer am anvisierten Ort ankommen möchte, muss einer einzigen Straße folgen und darf keine Umwege gehen.“ (Seneca)

Der Begriff “Sturheit” hat für ja manche einen negativen Beigeschmack 🙂 Besser in den meisten Ohren klingen “Beständigkeit” und “Beharrlichkeit”. Unser Autor zitiert dazu Allan Lawrence, der in den 1950er Jahren als Langstreckenläufer erfolgreich war und meinte, dass Beharrlichkeit das “Handwerkszeug” des Langstreckenläufers ist. “Es ist die Beharrlichkeit, die ihn antreibt, das Rennen zu beenden, obwohl er drauf und dran ist, aufzugeben, die ihn wieder schneller laufen lässt, wenn andere ihn überholen wollen, und die ihn trotz kalten Regens vor die Tür bringt, um seinen Trainingslauf zu absolvieren.”

5. Leidenschaft

“Nichts Großes wurde jemals ohne Enthusiasmus erreicht” (Ralph Waldo Emerson)

Das ist beim Laufen nicht anders als auch sonst im Leben: um wirklich etwas zu erreichen, braucht es Leidenschaft, Enthusiasmus und Hingabe: Man muss mit dem ganzen Herzen bei der Sache sein. Ohne diese emotionale Verbundenheit ist es schwer, sich wieder und wieder zu motivieren. Ohne “ein starkes Bewusstsein für den Wert unseres Tuns” wie es Bassham formuliert, kann man keine Herausforderungen annehmen, Enttäuschungen wegstecken und Risiken eingehen, um letztlich Erfolge zu feiern.

6. Charakter

“Der Charakter ist das Schicksal des Menschen.” (Heraklit)

Muss man einen (moralisch) guten Charakter haben, um Erfolge zu feiern? Offenbar nicht. Das Leben ist kein Ponyhof und oft “erlangen gerade die Bösen Reichtum, Ruhm und Macht“ wie Bassham ohne Einschränkung deutlich macht. Im schieren materiellen Sinne ist ein guter Charakter für den Erfolg sicher nicht zwingend.  Aber Tom Morris wäre kein Philosoph, wenn er es darauf beruhen ließe. Ihm geht es nicht um den schnöden, weltlichen Erfolg, sondern den “wahren“ Erfolg: “Nur die Art von Erfolg ist wirklich befriedigend, die unser gesamtes Potenzial ausschöpft, und die auch auf lange Sicht Gültigkeit besitzt und einen Beitrag zu unserer Gesundheit und unserem Wohlbefinden leistet.“

7. Genussfähigkeit und das hedonische Paradox

“Das Leben muss wie ein Theaterstück gelebt werden.” (Platon)

Viele, die den Text bis hierher gelesen haben, werden wahrscheinlich (in Gedanken) “einwenden”, dass sie hauptsächlich laufen, weil es ihnen Spaß macht. Damit sind wir beim siebten, vielleicht gar entscheidenden Punkt. “Die meisten laufen nicht, um ihr Gewicht zu reduzieren oder um fit zu werden, sondern einfach, weil es ihnen Spaß macht.“ (Gregory Bassham)

Das Wort “Spaß“ drückt es aber vielleicht noch nicht richtig aus. Kennt nicht fast jeder Läufer Momente, wo nicht die Zeit zählt, nicht der Wettkampf, nicht der Gewinn, sondern nur das Laufen an sich – man ist dabei ganz versunken in das, was man gerade tut.

Philosophen wie Gregory Bassham sprechen oftmals vom sogenannten hedonistische Paradox. Hört sich kompliziert an, ist aber ganz einfach. In aller Regel sind die Menschen, die die Suche nach dem Glück zu ihrem wichtigsten Ziel machen, nicht die glücklichsten Menschen. Wer dann? Glück ist oft so etwas wie ein “Nebeneffekt” schreibt Gregory Bassham. Es kommt nicht, wenn man es herbeiwünscht, sondern ganz von alleine. Oft, wenn man sich ein Ziel setzt, es voller Selbstvertrauen und Leidenschaft beharrlich verfolgt – wenn man also die Formel des Erfolgs wirklich lebt 🙂


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