- 2019 bester Deutscher beim Berlin Marathon
- 2020 Verletzung und Pandemie
- 2021 #comebackstronger?
Wir erinnern uns: Jens Nerkamp gewinnt im September 2019 den Berlin-Marathon als bester deutscher Läufer in 2:14:54 Stunden. Unter diesen Vorzeichen hätte das Jahr 2020 für Jens Nerkamp eigentlich ein ganz besonders erfolgreiches werden können. Doch dann kam alles anders, Corona hielt die Welt in Atem und eine schwere Verletzung stoppte Nerkamp. Doch: “glücklicherweise ist das Timing ganz gut, da im Moment eh keine Wettkämpfe stattfinden. Jetzt steht eben alles im Zeichen von #comebackstronger.“ An ein Training für das Comeback war da natürlich noch lange nicht zu denken. Nerkamp war zu Beginn mit einer Orthese und Gehhilfe unterwegs. Doch Nerkamp arbeitete sich 2020 langsam und geduldig zurück! Erst im November 2020 ging es im Grunde wieder richtig los.
Sehr viele haben drei Kreuze gemacht als sie 2020 verabschieden konnten. Ganz anders Jens Nerkamp. An Silvester prostete er dem Jahr 2020 bei Instagram zu und “tröstete” es mit einem Augenzwinkern: “2020 – Es war mir ein Fest! Lass dich nicht mobben, du warst ein besonderes Jahr und wirst unvergesslich in die Geschichtsbücher eingehen. … Sportlich gesehen warst du für die meisten ein Jahr zum Vergessen. Für einige jedoch auch ein großer Schritt nach vorne. Ich bin dir ziemlich dankbar, dass du solidarisch mit mir in die Zwangspause gegangen bist.”
Jens Nerkamp: Find a way to overcome your limits!
Auf Instagram führt Jens Nerkamp seit fast genau fünf Jahren für seine Fans eine Art “Lauftagebuch“. Regelmäßig schreibt er über seine Trainingseinheiten, seine Ups and Downs und seine sportlichen Ziele! Am 2. Januar hat Jens Nerkamp seine Devise für 2021 ausgegeben: “Mein sportlicher Plan für 2021 ist klar definiert: Ich möchte ein besserer Läufer werden. Meine Bestzeiten stehen schwarz auf weiß in den Statistiken und sie warten nur darauf nochmal gebrochen zu werden. Ich bin Straßenläufer und rede vor allem von meinen Bestleistungen von 10km bis Marathon. Jedoch habe ich noch eine Rechnung mit der 5000m Strecke offen. Ob ich 2021 einen Versuch wagen werde, steht noch nicht fest, aber ich trainiere seit Wochen täglich dafür, ein besserer Läufer zu sein.”
Wie sieht der Trainingsalltag eines Athleten aus, der sich so ein klares Ziel definiert hat? Hier ein Beispiel: “Ein kurzes #fartlek stand heute in meinem Plan. 1′ – 3′ – 5′ – 7′ – 4′ – 2′, dazwischen kurze “Trabpausen” in GA1 Dauerlauf Tempo. Insgesamt 15km mit Ein- und Auslaufen. Fertig!” Was ist ein Fartlek? Ein Fartlek oder auch Fahrtspiel ist eine besondere Trainingsform. Dabei wird das Lauftempo während des Dauerlaufs mehrmals gesteigert und verringert. Die Idee stammt von dem schwedischen Nationaltrainer Gösta Holmér und gilt noch heute als eine der wirkungsvollsten Trainingsformen für den Mittel- und Langstreckenlauf.
Neben dem Fartlek steht manchmal auch ein Crescendo auf dem Trainingsplan von Jens Nerkamp. Aber Vorsicht: Der Crescendolauf ist nichts für Anfänger! Für Profis ist er jedoch eine hervorragende Methode zur Leistungssteigerung. Der Ausdruck “Crescendo” kommt aus der Musik und heißt dort so viel wie “lauter werdend”. Beim Laufsport geht es analog um eine Steigerung. Ziel ist, die Tempohärte zu verbessern und die Ermüdungstoleranz zu steigern. Über eine festgelegte Distanz wird das Lauftempo schrittweise erhöht. Je nach Trainingsziel kann die Distanz variieren: von einigen Kilometern bis hin zu dreißig Kilometern oder mehr. In der Regel läuft man in einem ruhigen Lauftempo an, um das Tempo dann in bestimmten Intervallen immer weiter zu erhöhen, bis zum angestrebten Wettkampftempo. Zum Abschluss wird in einem ruhigeren Tempo ausgelaufen.
One day it’s easy, another day it’s hard
“Am Mittwoch lief es einfach rund. 21,1 km in knapp 80 Minuten und es fühlte sich locker an. Heute sah es dann ganz anders aus. Ich habe mir ein Crescendo mit 5 x 3km vorgenommen. Bei 4:00/km starten und bei 3:20/km aufhören. Das habe ich auch geschafft, aber es gehörte einiges dazu. Meine Lust hielt sich in Grenzen, mein Kopf und mein Körper verbündeten sich und taten erstmal alles dafür, dass ich es mir heute anders überlege. Aber nicht mit mir und dann erst recht. Also rein in die Schuhe und los. Am Ende war ich müde aber glücklich im Ziel. Und vielleicht habe ich zwischendurch geflucht wie ein Rohrspatz und vielleicht habe ich mich zwischendurch innerlich angeschrien, aber ich habe es geschafft.”
Solche Kämpfe (und Siege) gehören wohl einfach dazu. Aber manchmal läuft es auch einfach nur rund bei Jens Nerkamp: “Die letzten beiden Trainingstage liefen super und ich sammle weiter Selbstbewusstsein, dass ich bald wieder konkurrenzfähig sein werde. Ich konzentriere mich dabei aber wieder mehr auf meine eigene Leistung. Klares Ziel: Bestzeiten!”
Ende Januar gab es ein kleines Resümee:
Als ich im November in die Vorbereitung gestartet bin, hatte ich viele Zweifel. Jeder Lauf hat sich schwer angefühlt, jedes Training war belastend. Ich habe mir aber ein Ziel gesetzt: Ich will 2021 mindestens eine Bestzeit laufen. Und deswegen habe ich nicht aufgehört, obwohl ich genügend Gedanken daran verschwendete. Woche für Woche habe ich den Plan meines Trainers abgearbeitet und es wurde immer besser und nach einiger Zeit konnte ich auch wieder lange und einigermaßen schnell laufen. Der Glaube an mich selbst ist nach und nach zurückgekehrt und gestern konnte ich mir selbst beweisen, dass es noch geht. 4 x 3000 m unter 9 min waren in den letzten Wochen so weit entfernt und jetzt hab ich es geschafft. Das stimmt mich unglaublich positiv. Zweifel kommen hin und wieder trotzdem auf und diese gehören zu mir. Man muss nur lernen damit umzugehen!
Was das Jahr 2021 bringen wird, weiß natürlich niemand. Aber eins ist sicher: Jens Nerkamps “Lauftagebuch” zu verfolgen ist für jeden Lauffan ein Gewinn!
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Bildquellen:
- Jens Nerkamp: ©Jens Nerkamp / ©Image licensed by Ingram Image/adpic