Die Schuhmarke Salamander ist weltbekannt und beliebt. Auch die DDR wurde zu ihrer Zeit auf das Qualitätsprodukt des Westens aufmerksam und machte dem damaligen Chef Dazert ein Angebot, das dieser nicht ablehnen konnte. Im Folgenden geben wir Ihnen einen kleinen Einblick in einen Teil der Geschichte des großen Schuherstellers, dem unser Salamander-Areal in Kornwestheim seinen Namen verdankt.
Im Herbst 1973 klingelte plötzlich das Telefon von Salamander-Chef Franz Josef Dazert. Am anderen Ende der Leitung war Hans-Joachim Herzer, der Schuhe kaufen wollte. Der Auftrag sollte 200.000 Paar umfassen – bis Weihnachten wäre schön. Taktiker Dazert gab sich nachdenklich: „Ob das geht, das weiß ich auch nicht“ – das volle Lager dabei immer im Hinterkopf. Gerade erst als Chef zu Salamander gekommen, um den Schuhhersteller aus der Krise zu holen, zog er den Auftrag an Land.
Export und Gestattungsproduktion
Der Auftrag war der Schritt in das DDR-Geschäft, wodurch Salamander zum Vorreiter in Deutschland wurde. Während der folgenden Jahre wurden jährlich bis zu 500.000 Paar Schuhe in den Osten exportiert, wo sie in teuren Exquisit-Läden an gut betuchte Kunden verkauft wurden. Im Jahr 1976 vereinbarte Salamander mit dem Außenhandelsunternehmen Interpelz eine Lizenzproduktion in der DDR, die auf Wunsch der Deutschen Demokratischen Republik als „Gestattungsproduktion“ betitelt wurde, um sie nicht zu sehr nach Kapitalismus klingen zu lassen.
So durften in acht DDR-Fabriken jährlich bis zu fünf Millionen Paar Schuhe gefertigt werden. Zusätzlich sicherte die DDR den Kauf von 500.000 Paar pro Jahr aus westlicher Produktion zu.
Oststandard ähnelt dem im Westen
Der damalige Geschäftsbereichsleiter und kreative Kopf der Gestattungsproduktion Klaus Dobelmann beschrieb die Produktionsbedingungen im Osten als „absolut in Ordnung“. Die Arbeiter seien zufrieden gewesen und die Ausstattung der Betriebe befand sich auf hohem Niveau.
„Von der Produktionstechnik her war die DDR auf dem gleichen Niveau wie wir. Aber es sind ja die Feinheiten, die den Qualitätsschuh ausmachen“, berichtet Dobelmann. „Die Leute haben sich wohl gefühlt“, erzählt er weiter, „denn sie konnten sich bei ihrer Arbeit höher qualifizieren und das Produkt verbessern. Man hat gemerkt, dass sie das sehr geschätzt haben“.
Ostproduktion im Westen nicht gestattet
Vereinbart war mit der DDR, dass Salamander-Schuhe aus der Ost-Produktion nicht in den Westen gebracht werden durften. Da es doch viele Menschen taten, sorgte das Unternehmen dafür, dass die Ost-Produkte erkennbar wurden: sie wurden mit einem alten Lurchi-Markenzeichen versehen, das im Westen so nicht mehr verwendet wurde.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist …
… bekanntlich besser. Die DDR-Produktion wurde von Salamander genau überwacht. Für die Einhaltung der Qualitätsstandards wurden extra Schuhtechniker in den Partnerbetrieben beschäftigt, die alles genau verfolgten. Für die Produktion erhielten die Fabriken Angaben über die Bestandteile der Schuhe, inklusive Materialvorgaben, Modellschablonen und Arbeitsabfolgen. Die Betriebe besorgten das Material selbst, mussten zuvor jedoch alles genehmigen lassen. Die finale Kontrolle der fertigen Produkte übernahmen Dobelmann und Technikvorstand Klaus Franke.
Stichprobenartig kontrollierten sie von jedem Modell bis zu 200 Paar. War der Qualitätsstandard nicht erreicht, wurde das Logo entfernt und die Ware landete als Zweite-Wahl-Artikel im Handel. Dobelmann kommentiert: „Unsere Besuche waren ziemlich gefürchtet“ – aber höchstwahrscheinlich einer der Gründe, weshalb die Produkte von Salamander ihre besondere Qualität besaßen.
Vieles von Salamander ist heute Geschichte, beliebt ist die Schuhmarke um den kleinen „Lurchi“ auch noch in der Gegenwart.
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Quelle: www.stuttgarter-zeitung.de
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Bildquellen:
- Salamander-Areal: © IMMOVATION AG