Postbank Wohnatlas 2024 / Auszug
- HWWI analysiert Kauf- und Mietpreise im Verhältnis zum regionalen Einkommen
- 37 Landkreise und Städte bieten Käufer*innen einen Einkommensvorteil
- Eigentümer geben einen geringen Teil des Einkommens für Wohnen aus als im Vorjahr
Haushalte mussten 2023 im Durchschnitt über alle Regionen hinweg einen geringeren Anteil ihres verfügbaren Einkommens für das Wohnen aufwenden als noch ein Jahr zuvor. Dies gilt sowohl für Mieter*innen als auch für Käufer*innen von Wohnungen. Wie hoch die Einkommensanteile genau sind, die jeweils in den 400 deutschen Regionen durchschnittlich für die Nettokaltmiete beziehungsweise die anfängliche Kreditzahlung aufgebracht werden müssen, hat das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) für den Postbank Wohnatlas berechnet.
Eingeflossen sind auch regionale Unterschiede bei den Miet- und Immobilienpreisen. Das HWWI hat den jeweiligen Einkommensanteil auf Basis der durchschnittlichen regional verfügbaren Haushaltseinkommen für eine 70-Quadratmeter-Wohnung berechnet. Für den Fall eines Immobilienkaufs legte das HWWI eine Kreditaufnahme von 80 Prozent des Preises inklusive Grunderwerbsteuern und zwei Prozent Notargebühren zu einem Zinssatz von 3,5 Prozent und einer Anfangstilgung von 2,5 Prozent zu Grunde. Nebenkosten für Makler oder Sanierung sind nicht berücksichtigt.
Nach dieser Berechnung identifizierten die Fachleute 37 Regionen, in denen Käufer*innen 2023 einen geringeren Anteil ihres Haushaltsnettoeinkommens für die Finanzierung ausgeben mussten als für Miete.
Faustregel für Wohnkosten: Maximal 30 Prozent des Einkommens
Nach einer Faustformel sollten Privathaushalte nicht mehr als 30 Prozent des verfügbaren Haushaltseinkommens fürs Wohnen aufwenden. Da dies auch die gestiegenen Wohnnebenkosten einschließt, sollen sich Mieter*innen und Käufer*innen bei Nettokaltmiete und Annuitätenzahlungen eher an der 25-Prozent-Linie orientieren. Mieter*innen bleiben im Durchschnitt über alle Regionen 2023 weiterhin deutlich unter dieser Marke. Gegenüber dem Vorjahr sank der durchschnittliche Einkommensanteil für die Nettomiete leicht von 14,4 auf 14,1 Prozent. Wesentlich stärker fiel die durchschnittliche Entlastung gegenüber dem Vorjahr für Immobilienkäufer*innen aus. Während der Annuitätenanteil am Einkommen über alle Regionen 2022 noch bei 24,5 Prozent lag, ist er 2023 um 5,1 Prozentpunkte auf 19,4 Prozent gesunken. Somit ist es für Eigentümer*innen in vielen deutschen Gebieten einfacher geworden, unter der 25-Prozent-Marke zu bleiben.
Mehrheit der Haushalte: Unter 20 Prozent Einkommensbelastung
55 Prozent der deutschen Haushalte lebten 2023 laut Postbank Wohnatlas in einer der 260 Regionen, in denen durchschnittlich weniger als 20 Prozent des Haushaltseinkommens für die Finanzierung einer Eigentumswohnung ausgegeben werden mussten. In insgesamt 331 Regionen liegt die anteilige Einkommensbelastung durch den Kauf unter 25 Prozent. 27 Prozent lebten in den 69 Landkreisen und kreisfreien Städten, in denen der Durchschnittshaushalt für die Finanzierung einer 70-Quadratmeterwohnung mehr als ein Viertel des verfügbaren regionalen Haushaltseinkommens ausgeben musste. In 33 dieser Regionen liegt die durchschnittliche Belastung sogar bei mehr als 30 Prozent des Einkommens. Gegenüber dem Vorjahr haben sich damit die Kaufmöglichkeiten in vielen Regionen verbessert. 2022 wurden noch 144 Regionen mit Einkommensbelastungen von mehr als 25 Prozent ausgewiesen. Vielerorts sanken die Preise für Eigentumswohnungen, während die Einkommen stiegen. Zu beachten ist, dass Wohnnebenkosten in beiden Berechnungen nicht enthalten sind.
„Gesunkene Kaufpreise und gestiegene Einkommen machen es für Durchschnittsverdiener*innen in vielen Regionen leichter, eine Eigentumswohnung zu finden, die idealerweise nur ein Viertel des Haushaltsnettoeinkommens für die Finanzierung bindet“, sagt Manuel Beermann (Postbank). „Wer ein passendes Objekt im Auge hat, sollte jedoch gründlich prüfen, ob die Finanzierung auch langfristig zu stemmen ist. Kaufinteressierte sollten unbedingt einen Puffer für unvorhersehbare Ereignisse einbauen. Etwa große Ausgaben oder weniger Einkommen, Inflation und höhere Energiepreise. So gehören beispielsweise steuerfreie Ausgleichszahlungen infolge der Inflation der Vergangenheit an. Letztere trugen maßgeblich zu den nominalen Einkommenssteigerungen des letzten Jahres bei.“
Einkommensbelastung besonders hoch in Großstädten und Ferienregionen
Auch in einem Umfeld sinkender Immobilienpreise existieren weiterhin Regionen, in denen Wohnungseigentümer*innen einen sehr hohen Anteil ihres Haushaltseinkommens für die laufende Kreditzahlung ausgeben müssen. Laut HWWI mussten 2023 in 33 Regionen durchschnittlich mehr als 30 Prozent aufgewendet werden. In acht dieser Regionen waren es sogar mehr als 40 Prozent. Dazu zählen die Big-7-Metropolen München, Berlin und Hamburg. Frankfurt am Main liegt mit 39,7 Prozent knapp unter dieser Marke. Spitzenreiter ist der Landkreis Nordfriesland mit den Nordseeinseln Föhr, Amrum und Sylt, der fast die 60 Prozent erreicht. Die Feriengebiete mit den Landkreisen Aurich, Vorpommern-Rügen, Garmisch-Partenkirchen sowie Miesbach zählen ebenfalls zu den teuersten acht Regionen.
Die anteilige durchschnittliche Einkommensbelastung durch Nettokaltmieten bleibt deutschlandweit mit Ausnahme von Berlin und der bayerischen Landeshauptstadt München unterhalb der 25-Prozent-Schwelle. Allerdings kommt sie dieser Marke in Freiburg und Heidelberg mit rund 24 Prozent schon relativ nah. Berlin verzeichnete mit 18,4 Prozent nominal den größten Anstieg der Nettokaltmieten aller 400 deutschen Regionen. Das Einkommen erhöhte sich dort durchschnittlich um 8,6 Prozent. Damit stieg der Einkommensanteil für die Nettokaltmiete einer 70-Quadratmeter-Wohnung in der Hauptstadt gegenüber dem Vorjahr um 2,2 Prozentpunkte auf 26,4 Prozent.
Auch in München, Freiburg und Heidelberg stiegen die Mieten 2023 im Vergleich zum Vorjahr nominal um mehr als 5 Prozent. Da in München die Einkommenszuwächse mit plus 8,0 Prozent höher als die Mietsteigerungen ausfielen, sank der Einkommensanteil für Miete um 0,6 Prozentpunkte auf 25,8 Prozent, auch in Freiburg und Heidelberg ging der Anteil leicht zurück.
Rund 24 Prozent der deutschen Haushalte leben in für Mieter*innen hochpreisigen Regionen, in denen mindestens 17 Prozent des durchschnittlichen regionalen Haushaltsnettoeinkommens für die Nettokaltmiete ausgegeben werden müssen. Darunter fallen 32 Großstädte, sieben Mittelstädte und elf Landkreise.
Hier geht es zum vollständigen Postbank Wohnatlas 2024
Pressemitteilung 28. Juni 2024 Postbank
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