ZIA: Frühjahrsgutachten Immobilienwirtschaft 2025

ZIA Frühjahrsgutachten
  • ZIA übergibt Frühjahrsgutachten der „Immobilienweisen“ an Bundesbauministerin Geywitz
  • Klima verstärkter Unsicherheit drückt auf Investitionsbereitschaft
  • Bauwirtschaft vom Rückgang der Bruttowertschöpfung besonders betroffen
  • Bei Genehmigungen neuer Wohnungen Minus von 45 Prozent gegenüber 2023 erwartet
  • Zahl der Stornierungen beim Wohnungsbau geht zurück/Aber: Über 50 Prozent der Unternehmen erfahren Auftragsmangel
  • Bedrohliche Lücke zwischen Wohnungsbedarf und Bautätigkeit in vielen „A-Städten“
  • ZIA-Präsidentin Schöberl: „Zeit für Taten, Ernst machen mit Deregulierung“
  • Prof. Feld: „Toxisches Gemisch überhöhter Kosten“/ „Strukturkrise verlangt Antworten der neuen Regierung“
  • IW-Experte Henger: Kommunen sind die entscheidenden Akteure beim Wohnungsbau

Lichtblicke:

  • Stabileres Preisgefüge stärkt Vertrauen der Investoren in langfristige Investitionen
  • „Normalisierung“ der Geldpolitik
  • Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe zuletzt stabiler, Erholung der Wohnungsbauinvestitionen ab Mitte 2025 möglich
  • Finanzierungsbedingungen leicht verbessert
  • Niedrigere Zinsen als Wachstumsimpuls

ZIA-Präsidentin Iris Schöberl hat heute das Frühjahrsgutachten des Rats der „Immobilienweisen“ Bundesbauministerin Klara Geywitz übergeben. „Ein Klima der Unsicherheit drückt auf die Investitionsbereitschaft. Deutschland braucht eine ökonomische Kehrtwende. Die Immobilienbranche hat die Kraft, hier eine Schlüsselrolle zu übernehmen“, kommentiert Schöberl die Signale des Gutachtens. „Wenn in diesem Frühjahr politisch die Weichen klug gestellt werden, kann die Immobilienbranche, die fast 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ,liefert‘, schon 2025 wieder zur Wirtschafts-Lokomotive werden. Mit konkreten Verbesserungen für Mieterinnen und Mieter, lebendigere Innenstädte, den Alltag im Büro und für den Alltag Pflegebedürftiger.“

2024 nur 210.000 neu genehmigten Wohnungen

Für 2024 ist laut Gutachten insgesamt nur mit etwa 210.000 neu genehmigten Wohnungen zu rechnen. Gegenüber 2023 wäre das ein Rückgang um fast die Hälfte (45 Prozent). In den meisten der sieben größten Städte („A-Städte“) nimmt die Kluft zwischen Wohnungsbedarf und Bautätigkeit bedrohliche Ausmaße an. Rezepte für eine Trendumkehr? Schöberl: „Beim Wohnungsbau braucht es in diesem Frühjahr einen Befreiungsschlag: weg mit dem Wust an starren Regulierungen!“

Die neue Bundesregierung könne „schon in den ersten 100 Tagen Veränderungen mit Sofort-Effekt“ auf den Weg bringen, wenn „spürbare Entlastungen in Sicht“ sind. „Gerade ein Plus bei den Wohnungsangeboten kann unser Land wieder enger zusammenbringen“, sagt die ZIA-Präsidentin. „Die Politik muss nicht mehr tun, sondern weniger. Sie muss sich auf allen Ebenen zurücknehmen.“ Dass der Staat bei etwa 37 Prozent entweder finanziell oder durch starre Auflagen die Branche beim Neubau fessle, sei „Deutschlands Dauerbremse für Investitionen“. Da brauche es Abstinenz statt Aktionismus. Dies umso mehr, da die Branche weiter einen starken Beitrag für Klimaschutz leisten wolle.

Die ZIA-Präsidentin betont: „Der Immobilienwirtschaft ist bewusst, dass in dieser Zeit auch kreative Lösungen notwendig sind, um Wohnungsbau und Sanierung zu pushen.“ Ein Vorschlag: Der Bund könnte über die KfW eigenkapitalersetzende Mittel und Bürgschaften bereitstellen, um stockende Neubauvorhaben und Sanierungsmaßnahmen zu aktivieren. Dann könnten Banken wieder mehr Kredite an Projektentwickler vergeben – der Bauüberhang von fast 830.000 Wohnungen könnte so schneller abgebaut werden.

Der ZIA hat auch hohe Erwartungen an die Europäische Union, die zuletzt mit dem „Wettbewerbsfähigkeits-Kompass“ und mit dem heute vorgestellten Commission work programme vielversprechende Signale setzt.

Ab Mitte 2025 könnten sich die Wohnungsbauinvestitionen erholen

Prof. Dr. Dr. h.c. Lars P. Feld vom Rat der „Immobilienweisen“ analysiert: „Das Jahr 2024 hat gezeigt, dass sich wieder ein stabileres Preisgefüge auf dem Markt etabliert hat, was Investoren Vertrauen in langfristige Investitionen gibt.“ Zugleich benennt er eine Reihe von Problemen: „Hohe Energiepreise, gesunkene Kapazitätsauslastung und Arbeitsproduktivität drücken auf die Wettbewerbsfähigkeit des Landes. Sie dämpfen in Zeiten überdurchschnittlich hoher Unsicherheit die Investitionsbereitschaft.“ Unternehmen hierzulande sähen sich „einem toxischen Gemisch überhöhter Kosten gegenüber“. Die Bauwirtschaft ist, so Feld, am stärksten vom Rückgang der Bruttowertschöpfung betroffen.

Die Steuerbelastung der Unternehmensgewinne erreiche im internationalen Vergleich die Spitzengruppe. Und: „Die Regulierungsintensität schnürt den Unternehmen die Luft ab“.

Ein ernstes, grundlegendes Problem in diesem Frühjahr: Unsicherheit wird nicht nur durch das Regierungs-Interregnum in Deutschland verstärkt, sondern auch durch die internationale Lage. Feld: „Es ist damit zu rechnen, dass die neue US-Regierung eine protektionistische Wirtschaftspolitik betreiben wird und geopolitische Spannungen zunehmen.“ In Deutschland könnte sich die Unsicherheit negativ auf die wirtschaftspolitische Gesamtsituation auswirken.

Felds Bewertung zwölf Tage vor der Bundestagswahl: „Eine neue Bundesregierung mit einem klaren wirtschaftspolitischen Kurs könnte stabilisierend wirken und die Unsicherheit in den kommenden Jahren sinken lassen.“

Das veränderte und in Teilen schwierige Umfeld wirft auch einen Schatten auf positive Trends, die sich abzeichnen: Im Jahr 2024 stabilisierte sich das Volumen der Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe etwas. Und: Ab Mitte 2025 könnten sich die Wohnungsbauinvestitionen erholen – sofern die Rahmenbedingungen stimmen.

Wichtige Hebel aus Sicht des ZIA:

  • Auf allen politischen Ebenen Ernst machen mit einem Kurs der Deregulierung
  • Über die KfW eigenkapitalersetzende Mittel und Bürgschaften bereitstellen, um stockende Neubauvorhaben und Sanierungsmaßnahmen zu aktivieren
  • Bauland aktivieren durch Flächenbereitstellung, Gestehungskosten senken
  • Standardisierte, vereinfachte Bauverfahren ermöglichen
  • Vereinfachte Bauvorschriften konsequent angehen, zum Beispiel über „Gebäudetyp E“
  • Sonderregeln im Baugesetzbuch, die für Flüchtlingsunterkünfte gelten, ohne Abstriche auf Wohnungsbau ausdehnen
  • Bei der EU-Taxonomie mit dem „Worst-first“-Ansatz das energetische Sanieren von Immobilien mit schlechten Energieeffizienzen vorantreiben
  • Zumindest temporär die Grunderwerbssteuer für alle Immobilienklassen senken oder auf null fahren, auf kommunale Abschöpfungsmodelle verzichten

Schlaglichter aus dem Frühjahrsgutachten (mehr dazu)


Das vollständige Frühjahrsgutachten 2025 sowie die Zusammenfassung finden Sie hier.

Quelle: Presse ZIA, 13. Februar 2025, Frühjahrsgutachten 2025

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