Gesandten- und Grafenbau: Zwei barocke Prachtbauten für Ludwigsburg

Grafenbau, Bild: Tobias Bugala

Vor Jahren hat Ludwigsburgs Oberbürgermeister Werner Spec Gesandten- und Grafenbau noch als Schandflecke bezeichnet. Jetzt berichtet Ludwig Laibacher in den Stuttgarter Nachrichten darüber “wie zwei Schandflecke wieder zu barocken Prachtbauten werden“. Ein altes Quartier im Herzen Ludwigsburg wird wieder lebendig, heißt es dort.

Die im frühen 18. Jahrhundert errichteten Gebäude an der Schlossstraße in unmittelbarer Nachbarschaft zum Schloss hatten eine wechselvolle Geschichte. Sie beherbergten die Académie des Arts, den Gouverneurssitz oder die Herzogliche Bibliothek. Doch ab 1933 folgte eine Phase dauerhaften Niedergangs. Als Sitz der Polizeidirektion erlebten die Gebäude danach “eine Epoche, in der ihnen nachhaltiger Schaden zugefügt wurde”, wie Ludwig Laibacher schreibt. Zwar gab es schon zuvor wiederholt Eingriffe in der Struktur der Anlage, doch nun wurden “ohne Rücksicht auf Stuck, Malerei oder historisches Gebälk Zwischendecken und Wände eingezogen und Türstürze unter Massen von Beton vergraben.”

“Kunsthistorisches Dilemma”

Eine große Herausforderung für alle Beteiligten: die GLOBAL CONZEPT, das Stadtplanungsamt und die baden-württembergischen Denkmalbehörde. Hinzu kam ein weiteres “grundsätzliches Dilemma”: Eine Rekonstruktion des “ursprünglichen Bauzustands” war schon deshalb nicht möglich, weil die Kunsthistoriker diesen gar nicht bestimmen konnten. Also beschloss man eine Wiederherstellung. Das bedeutet: Dort wo es noch verwertbare historische Spuren gab, wurden diese erhalten und sichtbar gemacht. Etwas Anderes “wäre ein falsches Bild nach außen” wie Global-Conzept Geschäftsführer Sascha Engelmann erläuterte. Zugleich wurde so geplant, dass dabei “nicht alle Optionen für eine künftige Nutzung verbaut werden.”

Büros und Läden im Gesandten- und Grafenbau

Die Idee, dort Wohnungen zu schaffen, hat die GLOBAL CONZEPT früh aufgegeben, erläutert Engelmann gegenüber den Stuttgarter Nachrichten. Das lag zum Teil auch an schwierigen “Gesetzes-Konstellationen”. Ein Beispiel: Der vom Gesetzgeber geforderte Schallschutz für Wohnräume war unvereinbar mit den Auflagen des Denkmalschutzes und das obwohl die Historiker zu Abstrichen bereit waren. Letztlich ist es dennoch gelungen, spezielle Doppelglasscheiben einzubauen, die sich mit der übrigen Fassadengestaltung von Gesandten- und Grafenbau gut vertragen, sagt Engelmann. Jetzt sind dort attraktive Räume für Büros oder kleine Läden entstanden. 

„Qualifiziertes Projekt“

Hinter dem Gesandten- und der Grafenbau wurden in einem gemeinsamen Abstimmungs-Prozess sieben neue Wohngebäude mit 40 Eigentumswohnungen entworfen, die sich um drei Wohnhöfe gruppieren. Wie Ludwig Laibacher schreibt, sind die meisten der Wohnungen, die am Schmiedgässle entstehen, bereits verkauft. In der größten Dachwohnung mit freier Sicht auf das Schloss, verlegen die Handwerker momentan die Fußbodenheizung.

Mit dem Stand der Dinge zeigt sich Anne Mayer-Dukart, die stellvertretende Leiterin des Fachbereichs Stadtplanung mehr als zufrieden: „Es war ein sehr langer Weg, aber mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden“, sagt die Stadtplanerin, laut den Stuttgarter Nachrichten. Und weiter: „Wir sind froh, dass die IMMOVATION bereit war, die Qualität der historischen Gebäude wieder herzustellen.“


Bildquellen:

  • Grafenbau, Ludwigsburg: ©Tobias Bugala