Schaut man sich die Unternehmen an, in die Anleger heute investieren können, findet man unter anderem Immobilienunternehmen, Automobil- oder Pharmakonzerne. Doch wussten Sie, dass die erste Publikums-Aktiengesellschaft mit Gewürzen erfolgreich war?
Als im Jahre 1595 die erste niederländische Flotte das Kap der guten Hoffnung umsegelte und Niederländisch-Ostindien ansteuerte, bestand ihr Ziel darin, mit möglichst vielen exotischen Gewürzen zurückzukehren.
Das Land, das wir heute als Indonesien kennen, war bekannt als das Land, in dem der Pfeffer wächst. Die Mission der Flotte war erfolgreich und der Handel mit Gewürzen wuchs schnell zu einem lukrativen Geschäft heran.
Handel finanzieren
Der Gewürzhandel lief so gut, dass die niederländischen Händler Ende des 16. Jahrhunderts bis zu 70 Schiffe im Jahr nach Indonesien schickten. Doch die Händler mussten solche Überfahrten zunächst einmal bezahlen … Die Finanzierung der Unternehmungen übernahmen sogenannte Kompanien. Sobald eine Expedition erfolgreich abgeschlossen war, bekamen alle Beteiligten ihren Anteil am Gewinn und man löste die Gesellschaft wurde wieder auf.
Risiko senken
Um das Risiko der Investoren dieser Unternehmungen zu senken, schlossen sich im Jahre 1602 einige der größten Gesellschaften zu einer großen zusammen: die Ostindien-Kompanie entstand. Durch die Fusion wollte man die Investitionen für den Bau der Flotte finanzieren und die hohen Risiken durch die größere Beteiligung senken.
Da das angestrebte Kapital sehr hoch war, beschloss die Kompanie erstmals auch wohlhabende Kaufleute, Städte und Provinzen einzuladen, sich anteilig an der Gesellschaft zu beteiligen.
Dividende durch Koriander & Co
Die Besitzer der Anteile konnten sie schließlich an der Börse handeln. Diese Handelbarkeit verschaffte der Ostindien-Kompanie den Status der ersten echten Publikums-Aktiengesellschaft modernen Typs. Auf vielen der ostindischen Inseln sicherten sich die Gründer das Handelsmonopol von der niederländischen Regierung. Die Dividenden fielen für die Anleger entsprechend hoch aus und der Aktienkurs stieg auf das 12-fache des Ausgabepreises an.
Glück im Unglück
So wie die Schlaghose irgendwann von der Röhrenjeans abgelöste, so waren auch Gewürze irgendwann nicht mehr das beliebteste Handelsgut. Die Ostindien-Kompanie profitierte zwar trotz bald aufkommender Nachahmergesellschaften gute 200 Jahre von ihrem Vorsprung, musste aber Ende des 17. Jahrhunderts einsehen, dass sie verpasst hatte, mit der Zeit zu gehen:
Plötzlich waren andere Waren wie Tee, Seide oder Porzellan bei den Käufern sehr beliebt. Schließlich musste sich die Kompanie unter dem Druck der Konkurrenz, der internen Korruption und des Krieges mit England auflösen.
Trotz verbliebener Rückstände wurde den Gründern der Ostindien-Kompanie geholfen: der niederländische Staat übernahm ihre restlichen Schulden und trug somit zu einem glimpflichen Ausgang der Auflösung bei.
Immobilien kommen übrigens nicht so schnell aus der Mode wie Schlaghosen, denn “gewohnt wird immer” 🙂 Worin die Deutschen heutzutage sonst noch investieren, können Sie hier nachlesen.
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Bildquellen:
- Gewürze, Pfeffer: © PhotoSG / Fotolia.com