Käufer haben 2016 fast 25 Prozent mehr für Immobilien ausgegeben als noch zwei Jahre zuvor. Während sie im Jahr 2014 191 Mrd.Euro investierten, waren es im Jahr 2016 bereits 237,5 Mrd. Euro – bei 1 Mio. Transaktionen.
Von 2009 bis 2016 stiegen die Ausgaben für den Immobilienkauf um jährlich 9 Prozent. Das geht aus dem 5. Immobilienmarktbericht Deutschland hervor, den die amtlichen Gutachterausschüsse heute in Berlin veröffentlicht haben. Die Studie entstand in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR).
Investitionsschwerpunkt bleibt dem Bericht zufolge der Wohnungsmarkt: Im Jahr 2016 gaben Käufer 155,7 Mrd. für Wohnimmobilien aus, 2014 waren es noch 130,3 Mrd. Euro. Das entspricht einem Anstieg von knapp 20 Prozent. Besonders die Preise für selbstgenutztes Wohneigentum zogen an.
Im Bundesdurchschnitt kostete im Jahr 2016 der Quadratmeter Wohnfläche für ein gebrauchtes freistehendes Ein- und Zweifamilienhaus 1.545 Euro. Die höchsten Quadratmeter-Preise wurden in München (Stadt: 8.500 Euro; Landkreis München: 7.500 Euro) und in Konstanz (5.150 Euro) erzielt.
Weitaus weniger mussten Käufer in den Landkreisen Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt (380 Euro) oder im Kyffhäuserkreis in Thüringen (470 Euro) zahlen.
Bei gebrauchten Eigentumswohnungen lag ebenfalls die Stadt München mit einem Quadratmeter-Preis von 5.500 Euro an der Spitze. Aber auch auf Sylt (4.370 Euro) oder in der Küstenregion Niedersachsens (3.420 Euro) wurden hohe Preise erzielt.
Sehr viel niedriger waren dagegen die Preise in ländlichen Kreisen abseits der großen Städte, so beispielsweise im weiteren Umland von Berlin im Landkreis Teltow-Fläming (Brandenburg) mit 220 Euro je m2 Wohnfläche.
Im Gegensatz zu den Investitionen in selbstgenutztes Wohneigentum stagnierten der Geldumsatz sowie die Anzahl der Verkäufe bei gebrauchten Mehrfamilienhäusern seit 2014. Die Quadratmeterpreise stiegen jedoch bei kleineren Mehrfamilienhäusern mit bis zu sechs Wohneinheiten: von 670 Euro je m² im Jahr 2009 auf 910 Euro je m² im Jahr 2016.
“Zwei Drittel der Investitionen auf dem Immobilienmarkt entfallen auf Wohnimmobilien”, sagt Anja Diers, Vorsitzende des Arbeitskreises der Oberen Gutachterausschüsse (AK OGA). “Die Umsätze stiegen insbesondere in urbanen Regionen. Ein Ende des Preisanstiegs oder gar eine Trendumkehr ist derzeit bundesweit nicht erkennbar.”
Eigenheimbebauung überwiegt bei unbebauten Grundstücken
Bei den Baugrundstücken dominierten Transaktionen für die Eigenheimbebauung. Auf sie entfielen im Jahr 2016 etwa 70 Prozent der Verkäufe von Bauplätzen. Dies entspricht einem Geldumsatz von 12,9 Mrd. Euro. Im Mittel kostete ein Eigenheimbauplatz in Deutschland etwa 108 Euro je m².
Die Spanne reichte dabei von durchschnittlich 10 Euro je m² Grundstück im Saale-Orla-Kreis in Thüringen bis zu 1.600 Euro je m² in der Stadt München. In Stuttgart lag der Preis bei 920 Euro je m², in Wiesbaden mussten Käufer im Durchschnitt 840 Euro je m² aufbringen.
Mit jeweils rund 5.900 Verkäufen in 2015 und 2016 blieb die Zahl der Transaktionen von Bauplätzen für Mehrfamilienhäuser gegenüber 2014 relativ konstant. Dagegen erhöhte sich der Geldumsatz zwischen 2014 und 2016 von 3,4 auf rund 4,1 Mrd. Euro, ebenso wie die Preise. Sie legten im bundesweiten Durchschnitt von 104 Euro je m² auf 155 Euro je m² im Jahr 2016 zu.
“Ich finde es erstaunlich, dass trotz der großen Nachfrage nach Wohnraum in den Städten die Zahl der Verkäufe von Bauplätzen für Mehrfamilienhäuser stagniert”, so Peter Ache, Redaktionsleiter des Immobilienmarktberichts. “In den Kommunen reicht das Angebot und die Ausweisung von Bauplätzen oft nicht aus. Da überrascht es kaum, dass die Baulandpreise weiter steigen.”
“Wir brauchen vor allem in den Groß- und Universitätsstädten dringend mehr bezahlbare Wohnungen”, ergänzt BBSR-Wohnungsmarktexperte Matthias Waltersbacher. “Steigende Grundstückspreise treiben die Kosten für den Wohnungsbau weiter an. Entscheidend ist die Mobilisierung von Bauland.
Die Folge eines Wartens auf weiter steigende Preise ist, dass wir in den Großstädten zu wenige und in der Regel sehr teure Grundstücke für den Wohnungsbau haben.”
Handelsgebäude: Investitionsschwerpunkt Top-Seven-Städte
Neben Wohnimmobilien trugen in 2016 Wirtschaftsimmobilien, z. B. Büro- und Praxisgebäude sowie Handelsimmobilien, mit insgesamt 60 Mrd. Euro zum Immobilienumsatz bei. 22,1 Mrd. Euro investierten Käufer in den Erwerb von Handelsgebäuden.
Allein ein Viertel dieser Investitionen entfiel auf die “Top-Seven-Städte” (Berlin, Düsseldorf, Frankfurt a.M., Hamburg, Köln, München, Stuttgart). Insgesamt machten Handelsgebäude 40 Prozent des Geldumsatzes bei Wirtschaftsimmobilien aus, Büro- und Praxisgebäude 31 Prozent.
Für Bürogebäude wurde im Jahr 2016 je Transaktion in Berlin ein Betrag von 13,6 Mio. Euro und in Hamburg von 12,9 Mio. Euro umgesetzt. Die Stadt München liegt allerdings auch hier mit 41,8 Mio. Euro je Transaktion vor Fürth (23,4 Mio. Euro), Frankfurt a. M. (19,7 Mio. Euro) und Freiburg i. Br. (16,5 Mio. Euro) auf dem Spitzenplatz.
Die agrar- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen spielen, bezogen auf den Geldumsatz, eine untergeordnete Rolle. Die Zahl der Transaktionen stagnierte, während die Ausgaben für den Kauf der Flächen neue Höchststände erreichten:
4,36 Mrd. Euro im Jahr 2015 und 4,30 Mrd. Euro in 2016. Der Preisanstieg setzte sich auch bei land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen fort. Regionen mit ohnehin hohen Preisen verzeichneten in den vergangenen zwei Jahren das stärkste Plus.
Hintergrund
Der vorliegende Immobilienmarktbericht Deutschland 2017 wird vom Arbeitskreis der Oberen Gutachterausschüsse, Zentralen Geschäftsstellen und Gutachterausschüsse in der Bundesrepublik Deutschland (AK OGA) herausgegeben. Vorsitzende des AK OGAist Anja Diers; Redaktionsleiter für den Bericht ist Peter Ache, beide aus Niedersachsen.
Intensiv begleitet wurde die Studie auch durch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) in Bonn. Autoren sind die Mitglieder des AK OGA sowie Experten des BBSR. Der AK OGA ist im Jahr 2016 auf der Grundlage einer Verwaltungsvereinbarung des Bundes und der Länder gebildet worden.
Gesichert wird damit die langfristige Weiterführung des Immobilienmarktberichtes Deutschland, der auf freiwilliger Basis bereits seit 2007 in einem Zwei-Jahres-Rhythmus mit umfassenden Informationen über den deutschen Immobilienmarkt erschienen ist.
Die Analysen basieren auf Grundstückskaufverträgen, die den Gutachterausschüssen in der Bundesrepublik Deutschland durch Notare oder sonstige beurkundende Stellen zur Verfügung zu stellen sind.
Aus diesen Verträgen leiten die Gutachterausschüsse Immobilienmarktdaten ab, die der Redaktionsstelle für den Immobilienmarktbericht Deutschland übermittelt werden.
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