Die Immobilienpreise in Deutschland verzeichnen nun schon seit Jahren einen Anstieg. Mancher Experte wittert bei diesem Trend eine Blase. Reiner Reichel, Autor des Handelsblattes, äußert allerdings in einem Artikel, dass wohl eher „Übertreibungen“ als platzende Blasen am Horizont zu sehen seien. Wir haben seinen Artikel für Sie gelesen und zusammengefasst.
Gleich zu Beginn seines Kommentars zieht Reichel zur Veranschaulichung einen Vergleich zwischen dem Anstieg von Wohnungspreisen (40 Prozent) und dem Anstieg des deutschen Aktienindexes DAX (80 Prozent) in den letzten 5 Jahren. Trotz des doppelt so hohen Wertes des DAX ist von einer Blase auf dem Aktienmarkt nicht die Rede. Doch bezüglich des Immobilienmarktes warnen Experten vor einer solchen Blase. Weshalb ist das so?
Emotionen und niedrige Einkommen
Reichel nennt Emotionen als einen möglichen Grund für das Blasendenken auf dem Immobilienmarkt: „Kein Mensch muss Aktien besitzen. Aber wohnen muss jeder“. Steigen die Preise, steigt auch die Angst. Man fürchtet, Wohnraum bald nicht mehr bezahlen zu können. Dazu kommt, dass die Preise schneller als die Einkommen steigen. Mieter haben deshalb oft Schwierigkeiten, Eigentum zu erwerben. Die niedrigen Zinsen haben in der Vergangenheit allerdings dazu beigetragen, dass sich viele Menschen Eigentum leisten konnten, die unter anderen Umständen darauf hätten verzichten müssen.
Niedrigzinsen werden nicht ewig existieren
Die Zinsen werden vermutlich nicht noch weiter zurückgehen, sondern tendenziell eher wieder steigen, gibt Reichel in seinem Artikel im Handelsblatt zu bedenken. Wohneigentum zu erwerben wäre dann nicht mehr für so viele möglich. Auch Kapitalanleger würden dann aufgrund der mäßigen Rendite vermutlich weniger investieren, da die Mietsteigerungen die Preissteigerungen nicht ausgleichen würden. Platzt dann die Blase? Reiner Reichel betont: Nein! Es platzt keine Blase! Der Grund dafür laut Reichel: es gibt keine! Es käme höchstens das Ende der „Preisübertreibungen“. Die Zinsen werden vermutlich steigen und die Konjunktur etwas nachlassen, sodass die Nachfrage nach Wohnungen zunächst tendenziell sinken wird. Laut Reichel würden aber mittlerweile immer mehr Wohnungen gebaut, was das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wieder ins Lot bringen würde.
Solide Finanzierung sorgt für weichen Fall
Selbst wenn die Werte von Wohneigentum und auch die Preise allmählich sinken würden, geschehe dies laut Reichel nicht auf Kosten der Immobilien-Finanzierer, da Kreditnehmer in Deutschland sehr solide finanzieren und ihre Schulden weiterhin bezahlen könnten. Es kann nicht immer nur aufwärts gehen, sagt Reichel im Handelsblatt. Und er beendet seinen Kommentar thematisch wie er ihn begonnen hat, nämlich mit einem Beispiel aus dem Aktienmarkt. Denn auch dort kennt man sich mit fallenden Werten aus: 12.000 Punkte hatte der DAX vor rund 18 Monaten, heute sind es nur noch 10.600. Und dennoch: keine Blase am Horizont.
Quelle: www.handelsblatt.com
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