Ein junger Mann läuft an der Fulda in Kassel entlang und erzählt über sein Leben. Von seiner Flucht aus Äthiopien, von seiner Ankunft in Deutschland und davon, wie schwer es ist, sich einzuleben in der neuen Umgebung. Man ist ganz nah dran an ihm, hört seinen Atem während des Laufs und in seinem Gesicht spiegelt sich das Erlebte.
Der junge Mann ist Daniel Ybekal Berye, der Film heißt “Der Langstreckenläufer”. Für das außergewöhnliche 15-Minuten-Werk hat Filmemacher Zuniel Kim jetzt beim 32. Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest, bei dem der Film Welturaufführung hatte, den “Goldenen Herkules” für die beste Produktion aus Nordhessen bekommen. Der mit 3.000 Euro dotierte Preis gilt als “Nachwuchs-Oscar” beim traditionellen und renommierten “dokfest”, in dessen Rahmen in diesem Jahr über 270 Filme aufgeführt wurden.
Bewegendes Portrait des Läufers Daniel Ybekal Berye
Zuniel Kim verknüpft in seinem Dokumentarfilm die Lebensgeschichte von Daniel Ybekal Berye mit dessen Leidenschaft, dem Laufen. Beides gehört untrennbar zusammen, Kim (Regie, Produktion, Schnitt) und Kameramann Christoph Neugebauer fangen dies ruhig ein und schaffen ein bewegendes Portrait.
Der Protagonist ist inzwischen in Kassel heimisch geworden, das Laufen erleichtert ihm das allerdings nach wie vor schwierige Leben. Bei den Leichtathleten des PSV Grün-Weiß Kassel findet er viel Unterstützung. Daniel Ybekal Berye war 2014 Dritter der Deutschen Marathon-Meisterschaft, in diesem Jahr Fünfter. Beim Berlin-Marathon im September lief der 27-Jährige mit 2:16:45 Std. persönliche Bestzeit und steht damit auf Platz vier der deutschen Jahresbestenliste.
Ich bin sehr, sehr glücklich
Zuniel Kim und Daniel Ybekal Berye freuen sich sehr über die Auszeichung für “Der Langstreckenläufer”. “Es hat Spaß gemacht”, schildert Ybekal, auch wenn es nicht einfach war, all das zu schildern, was ihn umtreibt. “Ich bin sehr, sehr glücklich”, sagt er, die Filmvorführung – die auch zahlreiche seiner PSV-Lauffreunde verfolgten – und die Preisverleihung haben ihn sehr gerührt. Mit Zuniel Kim schaute er sich den Film kurze Zeit später noch einmal alleine an, um alles in Ruhe auf sich wirken zu lassen.
Ein Dank an Trainer Winfried Aufenanger
Mehrere Monate hatte sich Zuniel Kim Zeit genommen, um sich gemeinsam mit Ybekal auf seine Abschlussarbeit an der Kasseler Kunsthochschule vorzubereiten. Er begleitete den Läufer bei dessen Trainingseinheiten auf dem Fahhrad, die Erfahrungen daraus flossen schließlich auch in die längere Laufsequenz im Film ein. “Wir haben uns von Anfang an sehr gut verstanden”, berichtet der 33-Jährige, “es war schnell klar, dass wir das gemeinsam machen wollen.” Kim ist sehr angetan von der Lebensgeschichte des Äthiopiers. “Ich finde es ausgesprochen stark, wie ein Mensch, der zur Flucht aus seiner Heimat gezwungen ist, diese schwierige Lage bewältigt “, sagt der Regisseur, “vor allem beeindruckt mich die Mentalität von Ybekal, wie er an seinem Ziel, ein guter Läufer zu sein, arbeitet.” Dass die gemeinsame Arbeit nun mit dem Goldenen Herkules belohnt wurde, findet Zuniel Kim nicht nur für sich und Ybekal “super”, sondern bedankt sich auch bei PSV-Trainer Winfried Aufenanger, der sich von Beginn für das Projekt stark gemacht hat.
Quelle: www.kassel-marathon.dewww.kassel-marathon.de
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