Studie: Niedrige Zinsen lassen Anleger kalt

Für über zwei Drittel der deutschen Anleger ist das aktuelle “Niedrigzinsumfeld” kein Grund, die eigenen Geldanlagen kritisch zu hinterfragen.
Wie kommt das? Der aktuelle Anlegerbarometer der Union Investment sieht vor allem zwei Gründe: Desinteresse (!) und fehlende Kenntnisse. Nicht mal jeder Fünfte setzt sich gerne mit Finanzthemen auseinander und mehr als jeder Zweite meidet das Thema am liebsten. Und die Kenntnisse? Gerade mal 20% glauben, sich mit Geldanlagen auszukennen, doch mehr als doppelt so viele schätzen ihr Finanzwissen als unzureichend ein.

Junge Erwachsene schätzen ihre Finanzkenntnisse am schlechtesten ein

Insbesondere junge Erwachsene unter 30 Jahren attestieren sich selbst einen schlechten Wissensstand in Sachen Geldanlage. Zwar schätzt jeder Siebte sein Wissen in Finanzfragen als gut ein, aber weit über die Hälfte denkt das Gegenteil.  Zum Vergleich: Bei den 50- bis 59-Jährigen schätzt ein Viertel die eigenen Kenntnisse als gut ein. “Das Ergebnis der Studie zeigt, wie groß der Nachholbedarf bei diesem wichtigen Thema ist.

Selbst unter den lebenserfahrenen älteren Menschen und denjenigen mit höheren Einkommen fühlt sich nur eine Minderheit in Finanzangelegenheiten sattelfest”, so ein Sprecher. Dies sei jedoch gerade im Umfeld niedriger Zinsen eine wichtige Voraussetzung, um einerseits Fehler bei der Anlage zu vermeiden und andererseits gezielt Chancen zu nutzen.

Konkrete Empfehlungen des Bankberaters sowie ein gutes Bauchgefühl sind den Deutschen bei der Geldanlage wichtig

Immerhin 40% der Deutschen halten eine konkrete Empfehlung ihres Bankberaters für unabdingbar. Angesichts der Selbsteinschätzung in Puncto Finanzbildung ist das kein Wunder. Der Anteil der 20- bis 29-Jährigen ist hier mit 47% sogar noch größer. Hingegen investieren nur ein Drittel der Finanzentscheider in den privaten Haushalten viel Zeit, um ihre Anlageentscheidung möglichst eigenständig treffen zu können.

Was ist den Deutschen wichtig? Den meisten kommt es darauf an, sich bei ihrer Finanzentscheidung wohl zu fühlen. 71% ist ein gutes Bauchgefühl wichtig. Wie gewichten die Deutschen die Eckpunkte des magischen Dreiecks aus Sicherheit, Rendite und Liquidität? Nach wie vor ganz oben steht Sicherheit: Mit 63% steht der Aspekt der Sicherheit an erster Stelle bei ihren Geldanlagen. Jeder Vierte priorisiert hingegen die freie Verfügbarkeit und für jeden Zehnten steht die Gewinnerzielung im Vordergrund.

50- bis 59-Jährige etwas risikofreudiger

Das hat Folgen: Nur drei von zehn Anlegern sind der Ansicht, dass es sinnvoll ist zumindest einen kleinen Teil ihrer Ersparnisse in chancenreichere Anlagen zu investieren. Bei jüngeren Anlegern (zwischen 20 und 30 Jahren) ist dieser Wert mit nur zehn Prozent sogar noch geringer. Die 50- bis 59-Jährigen sind im Vergleich dazu etwas risikofreudiger: 37% von ihnen versprechen sich einen Mehrwert davon, mit einem Teil ihres Vermögens in höher rentierliche Anlagen zu investieren.

Welches sind die meistgenutzten Geldanlagen der Deutschen? Vorne liegen traditionelle “sichere” Produkte wie Sparbuch (73%), Bausparvertrag (54%) oder Kapitallebensversicherung (51%). “Sparer gefährden damit ihren Vermögensaufbau. Denn auch in nächster Zeit ist zu erwarten, dass sich diese Anlageformen bei extrem niedrigen Zinsen inflationsbereinigt nicht mehr lohnen werden”, kommentiert ein Sprecher.

Zur Studie

Seit Anfang 2001 ermittelt das Marktforschungsinstitut Forsa im Auftrag von Union Investment quartalsweise das Anlegerverhalten. Befragt werden 500 Finanzentscheider in privaten Haushalten im Alter von 20 bis 59 Jahren, die mindestens eine Geldanlage besitzen. Für das zweite Quartal erhob Forsa die Daten vom 2. bis 9. Mai 2014. Bei Umfragewerten, die sich nicht zu 100 Prozent addieren, gibt die Differenz den Anteil der unschlüssigen Befragten an.
Hier finden Sie die Studie “Investing in the future” (engl.)


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