Huffington Post: “Bald wollen alle nach Kassel”

Berlin wächst, Hamburg wächst, München und Köln wachsen: Der Run auf die Ballungszentren Deutschlands hält an. Sebastian Christ von der Huffington Post glaubt jedoch: ”Die Zeit von Berlin, München und Hamburg ist vorbei – bald wollen alle nach Kassel.” Wir haben den vielbeachteten Artikel für Sie gelesen, und zusammengefasst, mit welchen Gründen der Autor seine These untermauert.

Die vier deutschen Millionenstädte liegen nicht zentral:

Ganz anders als das zentral gelegene Kassel, befinden sich Berlin, München, Köln und Hamburg eher am Rande der Republik. Das ist nach Ansicht des Autors nicht nur ungünstig für Geschäftsreisende. Auch Beziehungen, Freundschaften und Netzwerke können darunter leiden, wenn sich Ballungszentren bevorzugt an Rändern der Republik befinden.

Hohe Mieten sprechen gegen Hamburg, München und Berlin …

Deutschlands Metropolen werden immer teurer: Die Lebenshaltungskosten steigen dort im Allgemeinen und die Mieten im Besonderen: In Berlin wuchsen die Quadratmeterpreise seit 2009 um fast ein Drittel. In München kostet eine Wohnung innerhalb des Mittleren Rings gut 15 Eur/m² kalt und in Hamburg sind Lagen nördlich der Elbe kaum günstiger. Die Preise steigen in Kassel natürlich auch; verglichen mit den Metropolen sind sie jedoch immer noch günstig.

Das Modell “Home Office” wird auch in Deutschland zunehmend populär!

Dank Digitalisierung werden Arbeitsverhältnisse mobiler. Das heißt, in Zukunft ist es nicht durchgängig notwendig, dass Menschen an ihrem Arbeitsort auch wohnen. Dies mache kleinere Städte wie Kassel attraktiver.

Die nächste industriellen Revolution (Industrie 4.0) besteht nach Sebastian Christ in der “Vernetzung und Individualisierung” moderner Produktion; sein Beispiel ist die  App “Uber” für Taxifahrten mit privaten Fahrzeugen: Eine Zentrale im traditionellen Sinn ist dabei nicht mehr nötig; man braucht nichts weiter als ein kleines Programm auf dem Smartphone, welches Kunde und Anbieter verbindet. Dahinter steckt natürlich dennoch ein Unternehmen mit festem Firmensitz. Aber es ist nicht wichtig, wo der Programmierer arbeitet oder wo der Marketingfachmann seine Onlinekampagne kreiert … beiden reicht eine Internetverbindung.

Freizeit-kassel

Mit Wirtschaftskraft allein kann keine Region mehr punkten

Für eine dauerhaft positive demografische Entwicklung ist die Wirtschaftskraft einer Region allein nicht ausreichend, schreibt die Huffington Post. Viel wichtiger sei künftig der Faktor Lebensqualität. Was dabei besonders zählt, sind die landschaftliche Lage und das Freizeitangebot. Beides ist in Kassel sehr attraktiv: Die landschaftliche Lage ist einmalig und das Freizeitangebot der Documenta-Stadt ist bunt. Und auch bei Kultur hat Kassel einiges zu bieten: Die Ausstellungen der Kunsthalle erfahren beispielsweise sehr große regionale, nationale und internationale Resonanz. Das Kunstmagazin “Art” schreibt gar, dank dieser Ausstellungen und Symposien ticke die Provinz schneller als die Hauptstadt …

Verkehrsanbindung wird zunehmend wichtig

Für manche sicher überraschend: Immer mehr junge Mensch haben keinen Führerschein. Nicht nur aus diesem Grund sind ein modernes Nahverkehrsnetz und ein guter Fernreiseanschluss für eine Stadt eine Investition in eine autoärmere Zukunft. Der Autor vermutet, dass ein Bahnhof mit ICE-Anschluss für eine Stadt genauso wichtig sein wird, wie die Ansiedlung eines mittelständischen Unternehmens. Kassel hat all das zu bieten: Dank der Lage im Zentrum Deutschlands ist beinahe jeder Winkel der Republik vom ICE-Bahnhof vergleichsweise schnell zu erreichen.

Quelle: www.huffingtonpost.de

Die HNA fragte den Stadtentwicklungsforscher Prof. Uwe Altrock von der Uni Kassel nach seiner Meinung zu diesen Thesen.

Ist die Randlage der vier Millionenstädte Berlin, Hamburg, München und Köln wirklich so nachteilig? Altrock hält das für “Quatsch”. Nach seiner Einschätzung liegt Berlin zwar wirklich ungünstig, aber beispielsweise für München wird die Randlage durch die Nähe zum Gardsee und den Bergen wett gemacht. Auch dass die Kölner schnell in Frankreich, den Niederlanden und Belgien sind, hält der Forscher eher für ein Plus.

Machen hohe Mietpreise die Metropolen unattraktiv? Der Wissenschaftler hält dagegen: In München und Hamburg sei das Leben seit jeher teuer und dennoch hält die Zuwanderung an. Die Mieten haben nach seiner Einschätzung eher zur Folge, dass die Randlagen der Metropolen gestärkt werden. Diese könnten nach seiner Einschätzung auch von der zunehmenden Digitalisierung profitieren.

Kaum eine Großstadt hat so viel Potenzial wie Kassel schreibt die Huffingten Post. Auch der Stadtentwicklungsforscher sieht Kassel im Aufbruch. Doch er meint: “Das ambivalente Image Kassels wird sich nicht so bald überwinden lassen”

Quelle: www.hna.de