Pressemeldung vom 06.12.2022 (ZDB) Zentralverband Deutsches Baugewerbe
„Wir erwarten für dieses und das kommende Jahr eine Delle in der Baukonjunktur. D.h. der Umsatz wird in diesem Jahr real um 5,5 % und im kommenden Jahr noch einmal um 7 % zurückgehen. Sorgenkind dabei ist vor allem der Wohnungsbau; aber auch die beiden übrigen Bausparten Wirtschaftsbau und öffentlicher Bau sind stark rückläufig.“ Mit diesen Worten kommentierte Reinhard Quast (Präsident ZDB), die Erwartungen der Baubranche heute in Berlin.
Quast weiter: „Der Mix aus steigenden Bau-, Finanzierungs- und Lebenshaltungskosten schlägt zunehmend auf die Nachfrage nach Bauleistungen zurück. Die Baukonjunktur verliert an Schwung. Die Rahmenbedingungen für die Bauwirtschaft haben sich markant verschlechtert und trüben die Aussichten für die Baukonjunktur in 2023 deutlich ein.“
Diese Einschätzung wird von den Mitgliedsunternehmen des deutschen Baugewerbes bestätigt. In der Verbandsumfrage von November 2022 gehen über 60 % der Unternehmen von einer Verschlechterung der Geschäftsentwicklung in den nächsten sechs Monaten aus. Dies betrifft insbesondere die Geschäftserwartungen im Wohnungsbau, dem Stützpfeiler der Baukonjunktur der letzten Jahre. Quasi keines der Unternehmen erwartet hier eine bessere Geschäftsentwicklung in den kommenden sechs Monaten. Aber 74 % der Unternehmen im Wohnungsbau gehen von einer Verschlechterung der Geschäftsentwicklung aus.
Diese rückläufige Entwicklung hat laut Quast Konsequenzen für die Beschäftigung am Bau: „Wenn es nicht gelingt, die Rahmenbedingungen für Bauinvestitionen zu stabilisieren, wird erstmalig seit 2009 wieder die Zahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe sinken. Derzeit rechnen wir für 2023 mit ca. 910.000 Beschäftigten nach 917.000 in diesem Jahr.“ Einem stärkeren Rückgang wirkt entgegen, dass die Unternehmen das ohnehin altersbedingte Ausscheiden vieler Mitarbeiter in den nächsten Jahren antizipieren wollen. So will das Baugewerbe weiter stark an der Ausbildung festhalten, 60 % der Unternehmen wollen ihren Lehrlingsbestand halten und 26 % im kommenden Jahr mehr ausbilden.
Wohnungsbau
Aufgrund voller Auftragsbücher zu Jahresbeginn 2022 dürften in diesem Jahr immerhin noch ca. 280.000 Wohnungen fertig gestellt werden. Die Genehmigungszahlen im Neubau weisen allerdings nach unten. Bis zum Jahresende ist daher ein Rückgang bei den Baugenehmigungen um ca. 32.500 Wohnungen gegenüber dem Vorjahr zu erwarten.
„Vor diesem Hintergrund rechnen wir für das kommende Jahr mit der Fertigstellung von ca. 245.000 Wohnungen, was einem Minus von 12,5 % gleichkommt. Stützend wirken hier zunächst noch die hohen Auftragsbestände. In 2024 wird sich die derzeitige Zurückhaltung bei den Investitionsentscheidungen noch deutlicher bei den Baufertigstellungen bemerkbar machen,“ erläuterte der ZDB-Präsident. Daher geht der Verband von einem Rückgang des Umsatzes im Wohnungsbau von 4,5 % in diesem und von 10 % im kommenden Jahr aus. Einem stärkeren Einbruch wirkt die Nachfrage nach Sanierungen entgegen.
„Daher fordern wir auch die Förderbedingungen zeitnah, auskömmlich und niedrigschwellig zu gestalten. Es braucht schnell Klarheit über die konkrete Ausgestaltung der Förderprogramme. Dabei sollte das Fördervolumen der Vorjahre gehalten werden. Die geplante Bindung der Förderung an das EH 40 Niveau halten wir für zu ambitioniert,“ so Quast. „Wir begrüßen die generelle Erhöhung der AfA im Mietwohnungsbau von zwei auf drei Prozent sowie die „Wiedereinsetzung“ der Sonder-Afa im Mietwohnungsbau zum 1. Januar 2023, halten jedoch die Bindung an das EH 40 Niveau für zu ambitioniert.“
Wirtschaftsbau
Die Investitionen im Wirtschaftsbau sind vor allem durch die Konjunkturaussichten der deutschen Volkswirtschaft, und damit durch die vorherrschende hohe Unsicherheit geprägt. Auch die Baukostenentwicklung wirkt bremsend auf die Nachfrage nach Gewerbebauten. Die rückläufige Orderentwicklung lässt in den nächsten Monaten eine rückläufige Umsatzentwicklung erwarten.
Vor diesem Hintergrund fallen die Umsätze im Wirtschaftsbau real damit um 5 % niedriger aus als in 2021. „Für 2023 rechnen wir mit einem weiteren realen Rückgang beim Umsatz im Wirtschaftsbau um 6 %,“ so die Rechnung von Quast.
Öffentlicher Bau
Die Kommunen, als anteilsstärkster öffentlicher Auftraggeber, sehen in den kommenden Jahren einen starken Anstieg ihrer laufenden Sach- und Personalaufwendungen sowie Sozialausgaben, der nicht durch den Anstieg der prognostizierten Steuereinnahmen gedeckt ist. Es ist zu befürchten, dass sie daher ihre Investitionen in 2023 nicht ausweiten können. Die Investitionen des Bundes in die Infrastruktur erreichen im laufenden Jahr offensichtlich nicht die eigenen Zielvorgaben. Insbesondere der avisierte Aufwuchs beim Brückensanierungsprogramm vermittelt sich in der Praxis nicht. „Wir sehen daher die Gefahr, dass die geplanten Budgets nicht vollständig am Markt platziert werden“, so Quast.
Für 2022 rechnet der Verband mit real um 7 % fallenden die Umsätze im öffentlichen Bau. Für 2023 werden Umsätze noch einmal um 4,5 % rückläufig sein.
Quast forderte, dass auch der Staat in seine Infrastruktur investieren müsse. „Wir erwarten, dass die öffentliche Hand ihre Hausaufgaben macht und die ihr zur Verfügung stehenden Mittel in entsprechende Maßnahmen und Aufträge umsetzt.“
Zusammengefasst betonte Quast, dass man zwar eine Delle in der Baukonjunktur in diesem und im kommenden Jahr erwarte. „Die Betriebe haben aber in vergangenen Jahren ihr Eigenkapital gestärkt. Mit dem Saison-KuG kommen sie darüber hinaus gut über den Winter und können so auch eine Delle verkraften. Aber wir brauchen jetzt kluge Investitionsanreize sowie öffentliche Investitionen damit es bei der Delle bleibt und damit wir unsere Fachkräfte in der Branche halten können. Denn die Baubedarfe sind ja unbestritten da, egal ob Infrastruktur, Wohnungsbau oder energetische Sanierung.“
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Bildquellen:
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