Mit diesem Beitrag starten wir eine kleine Serie. Die Läufer des Laufteams “The Running Pack” beantworten Fragen zu sich, ihrem Sport, ihren Erfolgen und mehr. Wir starten mit Berglaufweltmeister Benedikt Hoffmann.
Warum und wann hast du angefangen?
Bis zum 18. Lebensjahr habe ich auf dem Bolzplatz vor das runde Leder getreten. Schon damals hat man mich als „Pferdelunge“ bezeichnet. In meiner Freizeit bin ich neben dem Fußball spielen gerne laufen gegangen – meist nur 7-10 Kilometer, aber immer Vollgas! Da lag es nahe, mal an einem Ausdauerwettkampf teilzunehmen. Gesagt, getan – einen Cross-Duathlon gewann ich auf Anhieb vor vielen etablierten Triathleten des NRW-Jugendkaders. Mein zweiter Wettkampf war ein 5-Kilometer-Volkslauf – auch den habe ich gewonnen. Spätestens da hatte ich Blut geleckt.
Welche Streckenlänge(n) läufst du?
Auf der Straße habe ich alle Streckenlängen von 1500 m bis 100 km bereits absolviert. Als Trailläufer ist mir auch fast jede Distanz recht. Mein Fokus liegt aber auf Ultra-Trails. 80 km war im Gelände meine längste Distanz. 108 km beim „Mozart 100“ in Salzburg sollen diese Saison folgen.
Wo ist deine Hausstrecke?
Ich wohne nur 6 Kilometer vom Bodensee entfernt. Meine Hausstrecken ziehen mich oft zum Sipplinger Berg oberhalb des Bodensees. Auf knackigen Trails kann man hier gute Trainingsreize setzen.
Wo ist deine Lieblingsstrecke? Und warum ist sie es?
Als Trainingsstrecke fällt mir da ganz klar mein alpines Trainingsrevier im Appenzeller Land ein. Vom Ort „Urnäsch“ geht es steil hoch über die Vorberge des Säntis. Häufig laufe ich dann noch zum Säntis hoch und über technisch schwierige Trails runter wieder nach Urnäsch. 40 km mit 2500 Höhenmetern kommen dabei zusammen.
Als Wettkampfstrecke fällt mir der Zermatt-Marathon ein. Man startet auf 1300 Metern im tief eingeschnittenen Visp-Tal. Bis Zermatt steigt die Strecke nur allmählich (600 Höhenmeter), doch die 4.000er sind schon in Sichtweite. Ab Zermatt wird es so richtig steil! Bis auf 2.300 Meter geht es dann hoch mit einem wahnsinnig spektakulären Panorama. Zweimal habe ich diesen Alpenklassiker bereits gewonnen.
Wo wolltest du immer schon mal laufen?
Der UTMB in Chamonix gilt als einer der großen Herausforderungen in der Trailszene. Dieses Jahr werde ich über die 55 Kilometer Distanz laufen (OCC). In Zukunft wäre die 100 Kilometer oder gar die 170 Kilometer noch ein Ziel.
Sehr interessant wäre auch ein Start beim Pikes-Peak-Marathon in den USA. Dort geht es in eine Höhe von 4000 Metern. Bei Wettkämpfen in der Höhe konnte ich in der Vergangenheit immer gut performen.
Wie sieht das Equipment des Läufers Benedikt Hoffmann aus?
Das ist sehr wetter- und streckenabhängig. Unnötigen „Ballast“ versuche ich zu vermeiden. Bei einem Trailmarathon stehe ich gegebenfalls nur mit Singlet und kurzen Tights am Start. Bei längeren Strecken ist die Verpflegung das „A und O“. Daher laufe ich dann mit Trinkrucksack.
Was bedeutet Laufen für dich?
Als Schüler war es mehr ein „Abschalten“ für mich. Den meditativen Zweck genieße ich auch immer noch. Allerdings habe ich das Laufen seit ungefähr 20 Jahren immer mehr professionalisiert. Laufen kann richtig harte Arbeit sein, vor der man sich nicht drücken darf, wenn man etwas erreichen möchte. Zudem fasse ich es als einen 24-Stunden-Job auf. Wer nicht zu 100% seine Regeneration organisiert, der kommt nicht weit.
Was waren bisher deine größten Erfolge?
Als Ultraläufer:
2016: 8. Platz bei den Weltmeisterschaften in Doha/Katar über 50 km
2017: Deutscher Meister über 100 km in 6:48:14h
2020: Vizeweltmeister in der Mannschaft über 50 km
Im Traillauf:
Silber-Medaillengewinner bei den deutschen Berglaufmeisterschaften 2012 und 2017
Bronze-Medaillengewinner bei den deutschen Berglaufmeisterschaften 2013 und 2016
2015: 5. Platz bei den Berglauf-Weltmeisterschaften in Podbrdo/Slowenien
2021: Weltmeister AK 35 (00:59:38 h, Schlickeralmlauf)
Was ist dein Ziel als Läufer?
Meine Ziele definiere ich jede Saison neu. 2022 möchte ich gerne beim OCC in Chamonix und bei der Berglauf-WM in Thailand eine optimale Leistung bringen. Wenn das mit einer Top 10, Top 5 oder gar einer Top 3 Platzierung belohnt wird – umso besser.
Wenn’s mal nicht so gut läuft – wie motivierst du dich?
Ich mache mir klar, welches Geschenk es ist, die Leistungsfähigkeit zu haben das tägliche Training zu bewältigen und dabei frei zu sein „wie ein Vogel“. Meist wird man auch beim nächsten Wettkampf für all die Mühen belohnt.
Was war dein besonderer Lauf-Moment?
2012 habe ich aus dem „Nichts“ heraus Bronze bei der deutschen Marathon-DM in München gewonnen. Da hat alles zusammengepasst.
2021 habe ich beim K68 in Davos einen neuen Streckenrekord aufgestellt – das hat mich selbst sehr überzeugt, obwohl ich meistens sehr kritisch mit meinen eigenen Leistungen umgehe.
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Bildquellen:
- Benedikt Hoffmann: ©Reiner Jäckle