Die Zinsen sind niedrig, die Angst vor der Inflation hoch und die Eurokrise steckt vielen Deutschen in den Knochen. Daher setzen sie bei der Geldanlage verstärkt auf Sachwerte. Und dabei stehen Immobilien ganz vorne.
Deutsche setzen auf Betongold
Eine Umfrage von TNS-Infratest im Auftrag der Wüstenrot & Württembergische-Gruppe zeigt: “Die Immobilie, das viel zitierte „Betongold“, erscheint daher vielen Deutschen auch als attraktive Anlageform. Laut Umfrage sehen 59% der Bundesbürger in Immobilien eine gute Alternative zu Sparanlagen.”
Nicht nur private Investoren setzen auf Immobilien; hinzu kommen institutionelle Investoren (z.B.: Versicherungen und Versorgungskassen) und insbesondere die Eigennutzer. Viele davon richten ihr Interesse stark auf Ballungsräume und Metropolen. Das Ergebnis: Dort steigen die Preise, das Angebot wird knapp und knapper.
Preissteigerungen wecken Angst vor einer Immobilienblase
Diese Entwicklung weckt bei natürlich auch Sorgen. Die Umfrage zeigt: Rund 40% der Bundesbürger sehen eine steigende Gefahr für den deutschen Immobilienmarkt durch eine Überbewertung mit anschließendem Preisverfall.
Anders sieht es die Deutschen Bundesbank: “Von einer Immobilienblase kann in Deutschland zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Rede sein.” meint Dr. Andreas Dombret, Vorstand der Deutschen Bundesbank in einem Interview zu Beginn des Jahres.
Was viele nicht wissen: Oft sind Immobilien im Grunde heute sogar preiswerter als in der Vergangenheit! Im Frühjahrsgutachten des ZIA (Zentraler Immobilien Ausschuss) heißt es: “Tatsächlich haben die deutschen Immobilienpreise das Niveau zur Jahrtausendwende noch nicht wieder erreicht.“ Wichtig ist vor allem:
Hinter den Zahlen stehe eine fundamentale Entwicklung des Marktes und keine bloße Spekulation. „Ein Preisanstieg wird erst dann zur Blase, wenn er nicht durch fundamentale Angebots- und Nachfragefaktoren gerechtfertigt ist. Es gibt keinerlei Anzeichen für das Abkoppeln des Angebots von der Nachfrage. Von einer Preisblase sind wir weit entfernt.“ (ZIA)
Institut der deutschen Wirtschaft: Keine Blase
Auch das Institut der deutschen Wirtschaft ging wiederholt der Frage nach, ob die steigenden Preise Zeichen für eine “Reale Nachfrage oder bloße Spekulation” sind.
Man spricht von einer Spekulationsblase, wenn die hohen Preise allein auf dem Glauben basieren, dass die Wiederverkaufspreise steigen werden und nicht durch andere Faktoren geerdet sind. Solche Blasen gehen in der Regel mit einer starken Ausweitung der Finanzierung mit Fremdkapital einher, denn die erwarteten Renditen lassen sich so weiter steigern.
Eine Immobilienblase ist daher immer auch eine Kreditblase. Zudem steigt dabei das Handelsvolumen: Während einige Markteilnehmer ihre Gewinne einstreichen, springen andere noch auf den rasenden Zug. Haben die spekulativ getriebenen Preise eine kritische Höhe erreicht, so dass sich keine weiteren Käufer mehr finden, kommt es zu dem befürchteten Preissturz.
Anders liegen die Dinge, wenn sich die Preise auf grundlegende Faktoren zurückführen lassen: Zum Beispiel die Einkommens-Entwicklung, die Miet-Entwicklung und die Bevölkerungs-Entwicklung.
Deutsche Verhältnisse nicht mit USA oder Spanien zu vergleichen
Bereits in einer früheren Untersuchung kam das Institut zu der Einschätzung, dass die Gefahr einer Immobilienblase wie in den USA oder Spanien in Deutschland nicht besteht. Dagegen spricht vor allem die grundsolide Finanzierungsstruktur hierzulande.
Zudem werden die niedrigen Zinsen von vielen Bauherren zur schnelleren Tilgung ihrer Darlehen genutzt. Und auch in ihrem aktuellen Papier kommen das IW zu dem selben Fazit:
“Die Analyse zeigt, dass sich derzeit keine spekulative Blase am deutschen Immobilienmarkt bildet und auch in nächster Zeit nicht damit zu rechnen ist.”
Explainity erklärt … Spekulationsblasen
Explainity ist ein Youtube-Kanal, der versucht komplexe Zusammenhänge mit einfachen und kurzen Videos zu erklären. Kennen Sie zum Beispiel die Tulpenblase? Eine der ersten Spekulationsblasen überhaupt
Quellen:
Umfrage TNS-Infratest Wüstenrot & Württembergische-Gruppe
Interview mit Dr. Andreas Dombret: Von einer Immobilienblase ist keine Rede
Frühjahrsgutachten ZIA 2013
Institut der deutschen Wirtschaft:
Reale Nachfrage oder bloße Spekulation
Keine Immobilienblase wie in den USA oder Spanien
Die IMMOVATION-Anleihe 12/2023
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