Studie: Wie finanzieller Stress unser Gehirn lahm legt

“Ein leerer Bauch studiert nicht gern”, weiß der Volksmund. Leere Kassen haben einen ähnlichen Effekt: Denn finanzieller Stress bremst – auch bei klugen Menschen – das Denken aus. Das legt eine wissenschaftliche Studie nahe, der zufolge finanzielle Probleme die Leistung des Gehirns beeinträchtigen können.

Finanzieller Stress ist wie Schlafentzug

Probanden mit Geldsorgen schneiden bei IQ-Tests schlechter ab, als ansonsten gleich kluge Sorgenfreie. Die Tageszeitung “Die Welt” zitiert dazu den Psychologen Eldar Shafir von der Universität Princeton: “Finanzielle Nöte wirken sich auf die Konzentration aus, man macht also mehr Fehler”. Die These der Forscher: Finanzieller Stress wirkt wie mangelnder Schlaf, er verlangsamt das Denken.

Wie kamen die Wissenschaftler zu diesem Ergebnis? Sie untersuchten dazu Besucher eines Einkaufszentrums in New Jersey und Feldarbeiter in Indien. An dem ersten Test nahmen rund 100 Besucher des Einkaufszentrums teil. Zwei Gruppen mussten darüber nachdenken, wie sie die Kosten einer Autoreparatur finanzieren könnten. Parallel testete man den IQ der Probanden mittels eines Computerprogramms.

In der einen Gruppe lagen die fiktiven Kosten der Reparatur bei 150 Dollar. Hier waren bei den IQ-Tests keine nennenswerten Unterschiede zwischen den verschiedenen Einkommensgruppen zu verzeichnen – die Leistungen waren nahezu gleich gut.

Wurden die fiktiven Kosten der Autoreparatur jedoch verzehnfacht, waren die Ergebnisse der Geringverdiener beim parallelen IQ-Test signifikant beeinträchtigt! Allein die Vorstellung mit einem solchen Kostenfaktor konfrontiert zu sein, hatte anscheinend einen negativen Einfluss auf das Denken! Obwohl Niedrig- und Gutverdiener eigentlich gleich intelligent waren, konnten Geldsorgen das Denken vorübergehend beeinträchtigen.

Nach der Ernte ist nicht vor der Ernte

Ein weiteres Experiment in einem ganz anderen Umfeld konnte den Befund bestätigen. Dazu begaben sich die Wissenschaftler nach Tamil Nadu in Indien. Dort testeten sie die Zuckerrohr-Farmer. Das Besondere: Diese Bauern werden nur ein einziges Mal im Jahr bezahlt. Und zwar dann, wenn sie ihre Ernte verkaufen. 460 Bauern absolvierten die IQ-Tests sowohl kurz vor der Ernte, also zu Zeiten relativer Armut, als auch kurz nach der der Ernte, also zu Zeiten relativen Reichtums.

Das Ergebnis: Vor dem Zahltag schnitten dieselben Farmer schlechter ab als danach! (Die Forscher haben dabei störende Faktoren, etwa “Trainingseffekte” oder bessere/schlechtere Ernährung ausschließen können.) Die Welt zitiert den Forscher Mullainathan: “Arme Menschen sind nicht weniger intelligent als andere. Aber weil sie mit so vielen Sorgen beschäftigt sind, können sie sich weniger um andere Dinge kümmern.”

Quelle: www.welt.de


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