Die Berg- und Traillauf Weltmeisterschaften 2023 vom 6. bis 10. Juni 2023 rund um Innsbruck und im Stubaital sind Geschichte! Über 1.300 Athletinnen und Athleten aus 68 Nationen gingen in vier Bewerben an den Start. Vom IMMOVATION-Laufteam “The Running Pack” waren Benedikt Hoffmann und Philipp Stuckhardt mit dabei. Benedikt Hoffmann zeigte mit einem hervorragenden zehnten Platz im “Short Trail” eine Weltklasseleistung. Für Philipp Stuckhardt hieß es “Dabei sein ist alles!” Bei seinem WM-Debüt konnte er nicht an die hervorragenden Ergebnisse anknüpfen, die zu seiner Nominierung geführt hatten. WM-Organisator Alexander Pittl gratulierte allen Athletinnen und Athleten zu ihren Leistungen: “Für mich ist jede und jeder Einzelne ein Sieger”.
Die „Wow-WM“
Vom Dienstag, den 6. bis Samstag, dem 10. Juni 2023, gab sich die Weltelite des Berg- und Traillaufs in Innsbruck und im Stubaital ein Stelldichein. Jeden Tag wurde ein Wettkampf ausgetragen, beginnend mit dem “Vertical” am Mittwoch, dem “Short Trail” am Donnerstag und dem “Long Trail” am Freitag. Den Abschluss bildete der Mountain Classic am Samstag. Am Ende der Wettkampftage sorgte Tim Bendzko mit einem Live-Konzert für den krönenden Abschluss. Nadeem Kahn, Präsident der International Association of Ultrarunners, brachte es auf den Punkt: „Diese Weltmeisterschaft lässt sich mit einem Wort beschreiben: Wow“.
Ähnlich euphorisch äußerte sich Benedikt Hoffmann in einem Interview mit dem Trail-Magazin, auch im Hinblick auf seine WM-Teilnahme 2022 in Chiang Mai (Thailand), wo er bei schwül-heißen Bedingungen einen hervorragenden 18. Platz belegte: “Ich war auch in Thailand über 80 km dabei. Das war sehr gut organisiert. Aber klimatisch sehr heiße und schwüle Bedingungen, das war für mich als Mitteleuropäer natürlich etwas schwierig. Aber hier in den heimischen Gefilden, das ist wirklich geil.” Begeistert von der WM war auch Philipp Stuckhardt: „Leider konnte ich nicht meine volle Leistung abrufen. Glückwunsch noch mal an das ganze Team für eure großartigen Leistungen!“
Benedikt Hoffmann über seine Top-Ten-Platzierung im Short-Trail
Trailrunning der Extraklasse bot der “Short Trail” über 44,6 km mit 3.132 HM bergauf und 2.719 HM bergab. Bei den Männern vertraten mit Marc Dürr (TV Hindelang), Marcel Höche (TS Herzogenaurach), Benedikt Hoffmann (TSG 1845 Heilbronn) und Thomas Wanninger (WSV Viechtach) ausschließlich Trail- und Berglaufspezialisten die deutschen Farben auf den 44,6 Kilometern von Innsbruck nach Neustift. Für die Leser:innen unseres Blogs berichtet Bene von seinem Lauf auf Platz 10:
Am Start mit „großen Namen“ der Trail-Szene
Die Weltmeisterschaften haben seit 2022 ein neues Format. An vier Wettkampftagen werden die Disziplinen Vertical, Short Trail, Long Trail und Mountain Classic durchgeführt. Ich qualifizierte mich im Vorfeld für den Short Trail über 45 Kilometer mit 3.132 Höhenmeter bergauf und 2.719 Höhenmeter bergab. In der Startliste wimmelte es nur so von „großen Namen“ der Trail-Szene. Bei einem optimalen Rennen traute ich mir einen Platz in den Top 20 zu.
Der erste Anstieg: Platz 25
Die Strecke führte vom Zentrum Innsbrucks nach Neustift im Stubaital – aber natürlich nicht auf direktem Weg. Der erste Anstieg verlief in die Nordkette. Auf 5 Kilometern waren fast 700 Höhenmeter zu bewältigen. Der folgende Downhill ins Inntal nach Innsbruck-Kranebitten verlangte mir bereits viel ab. Der Trail war schmal, mit Wurzeln durchsetzt und das Tempo sehr schnell. Ich lief circa auf Platz 25. Nach der Verpflegung in Kranebitten durchquerten wir das Inntal, bevor es wieder steil wurde. Am Fuße der Nockspitze stiegen wir allmählich ins alpine Terrain auf.
Traillauf Europameister Maximilian Drion überholt: Top 15!
Wir liefen einen steilen Mountainbike Trail hinauf. Der Traillauf Europameister Maximilian Drion (Belgien) lief lange an meiner Seite. Doch er konnte mein Tempo nicht mitgehen. Auch den WM-Vierten von 2022 Max King (USA) konnte ich hinter mir lassen. Bereits bei der Mutterer Alm bei Kilometer 22 hatte ich viele Plätze gut gemacht. Ich lief nun in den Top 15. Das beflügelte mich. Zudem fühlte ich mich noch halbwegs gut. Die Verpflegung klappte und „die Beine waren gut“.
Duell mit dem Franzosen Tranchand …
Im folgenden alpinen Terrain auf den schmalen Trails fühlte ich mich sehr wohl. Es ging weiterhin steil bergauf bis auf 2.100 Meter. Den CCC-Gewinner Petter Engdahl überholte ich im steilen Anstieg. Dann folgten 400 Höhenmeter anspruchsvoller Downhill im schottrigen Gelände. Höchst konzentriert lief ich ab. Die Läufer Frederic Tranchand (Frankreich) und Stephan Wenk (Schweiz) liefen in Reichweite, bevor wir in einen schmalen Trail einbogen. Wenk lief mit Kristian Jones (Großbritannien) ca. 30 Sekunden vor mir. Ich duellierte mich mit Tranchand. Auf dem vier Kilometer langen Abschnitt versuchte ich mich von ihm abzusetzen und auf Wenk und Jones aufzulaufen. Tranchand ließ ich stehen, konnte aber an Wenk und Jones nicht rankommen.
Familientreffen auf dem Kreuzjoch
Bei Kilometer 31 begann der Aufstieg von der Schlickeralm zum Kreuzjoch. Auf vier Kilometern legten wir 400 Höhenmeter zurück. Der Anstieg ist technisch einfach. Ich lief an Stephan Wenk heran. Jones hingegen hatte sich bereits nach vorne abgesetzt. Kurz vor dem Kreuzjoch auf 2.100 Metern überholte ich den Schweizer. Auf dem Kreuzjoch standen unter den vielen Zuschauern auch meine Familie und mein Trainer. Die Verpflegung am Kreuzjoch klappte gut.
Steil nach oben: Platz 9
Danach wurde es noch einmal steil. 300 Höhenmeter waren bis zum Sennjoch (2400 Meter) noch zu bewältigen. Ich konnte meinen Abstand zu Stephan Wenk ausbauen und lief damit auf Platz 9. Leider war Jones enteilt. Nun trennte mich nur noch der letzte Downhill von der Ziellinie – der hatte es allerdings in sich. Auf 6,5 Kilometern waren 1400 Höhenmeter auf einem schmalen Trail zu bewältigen. Im Vorfeld des Rennens war ich diesen Downhill abgelaufen. Hoch konzentriert setzte ich die Füße mit hoher Frequenz. Ich passierte die Starkenburger Hütte, wo mich der Bundestrainer Kurt König anfeuerte. Mein Rhythmus war gut.
Downhill mit Happy End: Platz 10
Circa 4 Kilometer vor dem Ziel lief allerdings Frederic Tranchand auf mich auf. Der Franzose ist als starker Downhiller bekannt. Ich machte ihm Platz, dass er mich passieren konnte, denn gegen ihn war kein Kraut gewachsen im Downhill. Natürlich wollte ich alles dafür geben, dass kein weiterer Läufer von hinten auflief. Das gelang mir – auf Platz 10 lief ich in Neustift als bester deutscher Läufer in einem hochkarätigen Feld über die Ziellinie.
Benedikt Hoffmann mit seinem Team auf Platz 7
Das deutsche Herrenteam belegte Platz 7. Es siegte das Team aus Großbritanien vor Italien und Frankreich. Neben Benedikt Hoffmann (TSG 1845 Heilbronn) waren im deutschen Team Marc Dürr (TV Hindelang), Thomas Wanninger (WSV Viechtach) und Marcel Höche (TS Herzogenaurach) am Start.
1. Stian Angermund, NOR, 4:19:00
2. Thomas Roach, GBR, 4:21:18
3. Luca del Pero, ITA, 4:22:04
…
10. Benedikt Hoffmann, GER, 4:32:28
27. Marc Dürr, GER, 4:44:47
40. Thomas Wanninger, GER, 4:54:08
44. Marcel Hoeche, GER, 4:45:54
Philipp Stuckhardt lief zum Auftakt und zum Abschluss
Die WM-Premiere von Philipp Stuckhardt war gleichzeitig das erste Rennen im Programm der Weltmeisterschaften in Innsbruck. Der Startschuss fiel am Mittwoch, 7. Juni, um 13 Uhr. Zu absolvieren war der “Vertical”, ein 7,1 Kilometer langer Berglauf, der seinem Namen alle Ehre machte. Er führte über 1.020 Höhenmeter von Neustift im Stubaital hinauf zu den markanten Felsformationen des 2.505 Meter hohen Elfers.
Die anspruchsvolle Strecke begann nach einem schwierigen Start mit einer kurzen Dorfrunde, dann ging es auf schmalen und steilen Forstwegen fast direkt bergauf. Die 350 Jahre alte Autenalm markierte nach 4 Kilometern auf 1.665 Metern Höhe den ersten Orientierungspunkt. Danach wurde es kurzzeitig etwas flacher, bevor es zum Schlussanstieg und Zielsprint ging. Dieser begann direkt bei der Bergstation der Panoramabahn Elfer und führte über die freie Piste zum Ziel bei der Elferhütte auf 2.080 Metern.
“Es wird wahnsinnig schwer”
Bei der starken Konkurrenz war klar, dass es für Philipp schwer werden würde, aber gemeinsam im Team könnte etwas möglich sein. In einem Bericht vor dem Rennen sagte er: “Es wird wahnsinnig schwer. Es ist die Weltmeisterschaft, da wird nichts geschenkt. Da werden die Ellenbogen ausgefahren, da geht es um die Wurst.“ Weniger im Einzel als in der Mannschaftswertung hofft Stuckhardt auf eine vordere Platzierung: “Vielleicht ist da eine Medaille drin.”
Beim Vertical erreichte das Team zwar den 4. Platz, aber Philipp erwischte nicht seinen besten Tag. Bei xc-run.de hieß es: “Auch hier boten die Deutschen Männer eine grandiose Leistung gegen diese bärenstarke Konkurrenz und beendeten den Vertical als viertplatziertes Team hinter Kenia, Uganda und der Schweiz. Wie erwartet performte Filimon Abraham am stärksten (9. Platz / 43:08) und platzierte sich in den Top 10 der Weltelite. Hut ab auch vor der Leistung von Julius Ott, der nur knapp dahinter (43:50) als 13. einlief. Auch Maximilian Zeus (45:43 / 31.) bot eine starke Leistung. Etwas abgefallen ist Philipp Stuckhardt, der nach 51:51 als 89. einlief.”
Abschluss am Goldenen Dachl
Den Abschluss der Berglauf- und Trail-Weltmeisterschaft 2023 bildete am Samstag, dem 10. Juni, der “Mountain Classic”. Das Rennen über rund 15 Kilometer mit insgesamt fast 800 Höhenmetern bergauf und bergab war der zweite Einsatz von Philipp Stuckhardt und seinem Team bei der WM in Innsbruck.
Der Rundkurs verband die Innsbrucker Altstadt mit den Trails hinauf zur Nordkette. Der Innsbrucker Altstadt kam zum Abschluss der WM eine besondere Rolle zu: Vor dem Goldenen Dachl wurde ein künstlicher Trail aus Naturmaterialien aufgebaut. Die Organisatoren wollten dem Publikum etwas bieten. Die letzten Medaillenentscheidungen sollten direkt in der Stadt vor Tausenden von Zuschauern fallen. Der künstliche Trail, die Übertragung des Livestreams auf LED-Wänden und das kulinarische Angebot der Restaurants verwandelten die Altstadt am Samstag in eine Trail-Arena.
Nachdem Filimon Abraham, Julius Ott, Philipp Stuckhardt und Maximilian Zeus bei ihrem ersten Auftritt einen hervorragenden vierten Platz als Team belegt hatten, wollten sich die Athleten drei Tage nach ihrem Start im Vertical auch auf der Berg- und Talstrecke erneut beweisen. Filimon Abraham gelang dies eindrucksvoll! Er gewann die Bronzemedaille. In der Mannschaftswertung kam das Team auf Platz 5: 3. Filimon Abraham, 11. Julius Ott, 42. Max Zeus und der 85. wurde Philipp Stuckhardt.
“Der Lotse geht von Bord”
Den Erfolg der deutschen Athleten bei der WM in Innsbruck nahm Kurt König zum Anlass, sich von seiner Funktion als Sportlicher Leiter für den Bereich Berglauf/Trail des DLV zu verabschieden: “Eine WM voller Emotionen ist zu Ende. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir jemals erfolgreicher gewesen wären. Diesen Erfolg möchte ich zum Anlass nehmen und euch mitteilen, dass ich heute mein Amt als Sportlicher Leiter Berglauf/Trail beim DLV niedergelegt habe. Irgendwie bin ich mit mir im Reinen, da ich glaube, in den letzten 8 Jahren gute Arbeit geleistet zu haben. Aber man muss auch einmal loslassen können und ich denke, dass heute der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Ich durfte mit zahlreichen Athleten großartige Erlebnisse teilen, die ich nie vergessen werde.” (Quelle: Facebook Berglauf-/Trail-Team Deutschland)
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Bildquellen:
- Berg- und Trail-Weltmeisterschaften 2023: Benedikt Hoffmann