“Das ökonomische Grundwissen der Deutschen weist Lücken auf.” Darüber berichteten wir hier vor kurzem. Der Deutsche Lehrerverband (DL) spricht sich daher für eine bessere ökonomische Grundbildung der Schüler aus.
Wie sieht die Lage in Europa aus? Die Mehrheit der Europäer hält das eigene Wissen über Geldanlagen für gering. Gleichzeitig besteht der Wunsch nach mehr Finanzbildung in Schule und Berufsausbildung, wie vom DL gefordert.
Das ergab eine repräsentative Umfrage von YouGov im Auftrag der Initiative „Investmentfonds. Nur für alle“. Dabei stufen 58% der insgesamt über 11.000 Befragten ihr Wissen über Geldanlagen als „mittelmäßig“ bis „schlecht“ ein. Lediglich 2% bezeichneten sich als „ausgezeichnet“ informiert, 5% als „sehr gut“. Die übrigen 31% halten sich für „gut“ informiert.
„Die Umfrage zeigt, dass die Europäer Handlungsbedarf bei ihrer privaten Vorsorge sehen“, sagte BVI Hauptgeschäftsführer Thomas Richter bei der Vorstellung der Ergebnisse in Frankfurt und ergänzt: „Die Finanzbildung breiter Schichten ist so lückenhaft, dass sie sinnvolle Finanzentscheidungen kaum eigenverantwortlich treffen können.“
Jeder zweite Deutsche schätzt sein Finanzwissen gering ein
In Deutschland ist das Ergebnis der Umfrage mit Blick auf das Finanzwissen zweigeteilt: Über die Hälfte (51%) der Deutschen bezeichnet ihr Wissen über Geldanlagen als gering. Mit 49% „ausgezeichnet“ bis „gut“ informierten Befragten liegt Deutschland aber noch auf Platz 3 der „Geldanlage-Kenner“.
Lediglich die Österreicher und die Griechen schätzen ihre Kenntnisse im Schnitt besser ein. Die Engländer betrachten sich dagegen als schlecht informiert. Von ihnen hielten 70% ihr Wissen für mittelmäßig bis mangelhaft. „Der europäische Vergleich widerlegt das weit verbreitete Klischee, dass sich die Briten besonders gut mit Geldanlagen auskennen“, so Thomas Richter.
Finanzbildung zu oft eine Leerstelle
Angesichts der Lücken beim Finanzwissen wünscht sich mit 93% eine deutliche Mehrheit der Europäer mehr Finanzbildung an den Schulen und in der Berufsausbildung. Auch in Deutschland sprechen sich 94% dafür aus. Noch ausgeprägter ist der Wunsch nach mehr Finanzbildung in Portugal (99%) und Griechenland (95%). Lediglich die Franzosen sind mit 78% Zustimmung etwas zurückhaltender.
Dazu Thomas Richter: „Das Ergebnis bestätigt unsere Auffassung, dass Finanzbildung im Schulunterricht zu oft eine Leerstelle ist. Wer mehr Eigenverantwortung für seine finanzielle Absicherung im Ruhestand übernehmen soll, braucht ein Mindestmaß an Grundkenntnissen über Wirtschaft und Finanzen. Eigenes Wissen ist der beste Verbraucherschutz. Würden die Verbraucher Fehler beim Sparen vermeiden, hätten nicht nur sie selbst etwas davon, sondern auch der Staat. Denn je mehr der Einzelne vorgesorgt hat, desto weniger muss der Staat über Transferleistungen zuschießen.“
Quelle: yougov.de
Foto: © ioannis kounadeas – Fotolia
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