Deutsche Bundesbank: Bargeld verschwindet langsam, aber kontinuierlich

Bargeld

Bargeld ist zwar nach wie vor das meist genutzte Zahlungsinstrument beim Einkauf, doch der Trend geht langsam und kontinuierlich zum bargeldlosen Zahlen

Die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland zahlen ihre Einkäufe weiterhin vorwiegend bar. Das geht aus der Studie der Deutschen Bundesbank zum “Zahlungsverhalten in Deutschland 2014” hervor.

Privatpersonen begleichen 53% der Umsätze für Waren und Dienstleistungen – ohne wiederkehrende Zahlungen wie beispielsweise Miete – mit Banknoten und Münzen. Der Anteil der Barzahlungen ist damit bezogen auf den Umsatz gegenüber 2011 konstant geblieben. Bezogen auf die Zahl der Transaktionen ist der Bargeldanteil mit 79% gegenüber 2011 mit 82% weiter gefallen.

Bei den bargeldlosen Zahlungsinstrumenten, zu denen neben Debit- und Kreditkarten beispielsweise auch Überweisungen und Lastschriften gehören, greifen Verbraucherinnen und Verbraucher bevorzugt zur girocard: Annähernd 30% der erfassten Umsätze werden inzwischen mit damit bezahlt. Zum Vergleich: 2011 waren es noch rund 28%. Der Anteil der girocard-Zahlungen an der Anzahl der getätigten Transaktionen steigt kontinuierlich.

“Setzt sich dieser Trend fort, ist mittelfristig mit einer langsamen, aber kontinuierlichen Substitution von Bargeld durch unbare Zahlungsinstrumente zu rechnen”, so ein Sprecher der Deutschen Bundesbank.

Durchschnittlich 103 Euro im Portemonnaie – bei weiter steigendem Kartenbesitz

Im Durchschnitt führen Privatpersonen 103 Euro bar mit sich, davon 5,73 Euro in Münzen. Damit ist der Bargeldbestand im Portemonnaie gegenüber 2011 gleich geblieben. Gleichzeitig besitzen 97% der Befragten ihren Angaben zufolge mindestens eine girocard – ein Zuwachs in Höhe von drei Prozentpunkten gegenüber 2011. Kreditkarten sind nach wie vor weniger stark verbreitet. 32% der Befragten geben an, über mindestens eine Kreditkarte zu verfügen, wobei ein Trend zum Besitz von mehreren Kreditkarten pro Befragten deutlich wird.

Auswirkungen des Onlinehandels auf Zahlungsverhalten werden stärker

Das Internet ist gemessen am Umsatz zu einem der fünf wichtigsten der untersuchten Einkaufsorte geworden. Diese Entwicklung fördert die Nutzung bargeldloser Zahlungsinstrumente. Insbesondere spezialisierte Internetbezahlverfahren gewinnen weiter an Bedeutung.

Mobile und kontaktlose Bezahlverfahren werden bekannter

Die Bekanntheit von mobilen und kontaktlosen Bezahlverfahren steigt zwar, allerdings haben sich die Verfahren bisher noch nicht durchgesetzt. Dies beruht insbesondere auf der mangelnden Akzeptanz im Handel, aber auch auf unzureichender Ausstattung der Verbraucherinnen und Verbraucher mit kontaktlosen Zahlungskarten und mobilen Bezahlverfahren.

Ausschlaggebende Faktoren bei der Entscheidung für oder gegen die Nutzung innovativer Bezahlverfahren sind aus Verbrauchersicht vor allem die gefühlte Sicherheit und der erwartete Zusatznutzen gegenüber klassischen bargeldlosen Zahlungsinstrumenten und gegenüber Bargeld.

Die Hälfte will keine Experimente

Die Hälfte der Verbraucherinnen und Verbraucher ist bei der Wahl der Zahlungsinstrumente festgelegt: 33% der Befragten zahlen nach eigenen Angaben immer bar, 17% zahlen unbar, wo immer möglich. Prinzipiell kann diese Vorfestlegung dazu führen, dass sich Innovationen im Zahlungsverkehr langsamer durchsetzen.

Insgesamt betrachtet besteht in der Bevölkerung bei der Nutzung von Zahlungsinstrumenten nur wenig Bereitschaft zu Experimenten. Daher sind kurzfristige Änderungen der Zahlungsgewohnheiten derzeit nicht zu erwarten. Dennoch könnte zukünftig von nachfolgenden, an Internet und Smartphone gewöhnten Generationen ein Wandel im Zahlungsverhalten ausgehen. Gerade die Befragten zwischen 18 und 24 Jahren zeigten sich in der Studie sehr offen für innovative Bezahlverfahren.

Zur Studie

Die Datenerhebung wurde durch das Marktforschungsinstitut MARPLAN im Auftrag der Deutschen Bundesbank durchgeführt. Dabei wurden von Mai bis Juli 2014 mehr als 2.000 Personen zu ihrem Zahlungsverhalten befragt. Zudem haben die Befragten ein einwöchiges Zahlungstagebuch geführt, in das sie ihre Ausgaben eingetragen haben. Regelmäßig wiederkehrende Zahlungen (wie z. B. Mieten, Versicherungsbeiträge oder Telefonrechnungen), die im Allgemeinen per Überweisung oder Lastschrift beglichen werden, sind in den Tagebuchaufzeichnungen nicht enthalten.


Quelle: Bundesbank


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