Trotz niedriger Zinsen: Nicht unüberlegt finanzieren

Selten war der Wunsch nach den eigenen vier Wänden in Deutschland so ausgeprägt wie heute. Die Zinsen sind historisch niedrig – deswegen wollen jetzt besonders viele Menschen eine Immobilie bauen oder kaufen. Fachleute raten, genau zu prüfen, ob die monatlichen Zahlungen auch im Fall steigender Zinsen noch zu verkraften wären.

Käufer sollen auf lange Zinsbindung achten

Max Herbst, Chef einer Frankfurter Finanzberatung ist sicher: “Angesichts der europäischen Schulden- und Finanzkrise halte ich in den nächsten Jahren Zinserhöhungen für ziemlich unwahrscheinlich.” Doch die Zinsen werden dennoch nicht ewig auf diesem niedrigen Niveau verharren. Viele Fachleute mahnen daher zur Vorsicht: Käufer sollten auf eine lange Zinsbindung achten.
Finanzierung-02

Ungünstige Anschlussfinanzierung vermeiden

Jörg Sahr (Stiftung Warentest) rät in “Die Welt” zu einer Zinsbindung von mindestens 15 oder 20 Jahren. Kürzere Bindungen können zur Folge haben, dass eine Anschlussfinanzierung unter Umständen nur zu schlechteren Bedingungen zu haben ist. Die höheren Zinskosten könnten das Budget des Käufers dann deutlich stärker belasten. “Eine zehnjährige Zinsbindung eignet sich nur für Kreditnehmer, die sich eine so hohe Tilgung leisten können, dass sie ihre Schulden innerhalb von zehn Jahren halbieren”, erläutert Sahr. Außerdem empfiehlt Sahr Verbrauchern, mehrere Kreditangebote einzuholen und sich auch einen vollständigen Finanzierungsplan aushändigen lassen. Der Vergleich mehrerer Angebote zahle sich oft aus.

Aufstellung der Lebenshaltungskosten

Jeder Käufer in spe sollte vor einem Kauf prüfen, ob und wie er seine Traumimmobilie stemmen kann. “Von der Kauf- oder Bausumme muss mindestens 20 Prozent als Eigenkapital vorhanden sein”, rät Thomas Hentschel von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (ebenfalls in “Die Welt”). Der  aktuelle “Dr. Klein-Trendindikator Baufinanzierung” zeigt, dass die meisten Deutschen sich an diese 20-Prozent-Regel halten: Mit einem Anteil von 22,07 Prozent bringen Erwerber zurzeit im Schnitt mehr als die empfohlenen 20 Prozent Eigenkapital für eine solide Baufinanzierung ein. (HIER)
Hentschel empfiehlt, einen detaillierten Haushaltsplan aufzustellen, der die Kosten der Lebenshaltung aufführt wie Ernährung, Kleidung, Versicherungen sowie Freizeitausgaben. „Man sollte die Ausgabensituation genau mit den Einnahmen vergleichen und dabei prüfen, wie realistisch es ist, Ratenzahlungen für einen Immobilienkredit Monat für Monat zu leisten.” (Hentschel). 
Quelle: www.welt.de
Fotos: Fotolia